„Ich entscheide jeden Tag selbst, ob es mir gut geht“
Beruf und Familie gemeinsam und gleichberechtigt mit einem Partner unter einen Hut zu bekommen, war schon immer der Wunsch Alexandra Neukams, die seit Herbst letzten Jahres die Stelle als operative Geschäftsführerin der Heilbronner Bundesagentur für Arbeit innehat. Auch wenn sie als Zweitgeborene in ihrer Familie die klassische Rollenverteilung erlebte, bewunderte sie schon als junge Schülerin starke, selbstbewusste Frauen wie ihre Sportlehrerin, der es gelang, Beruf und Familie zu vereinbaren. Daher legte sie von Anfang in ihrer ersten Partnerbeziehung großen Wert auf Gleichberechtigung sowie eine Gleichverteilung der Rollen.
Nach dem Abitur studierte Alexandra Neukam Diplom Verwaltungswirtin mit dem Schwerpunkt Arbeitsverwaltung an der Bundesagentur für Arbeit. Sie arbeitete anfänglich in Ludwigsburg als Arbeitsvermittlerin, wechselte nach Waiblingen als Arbeitsberaterin, um schließlich in der Stuttgarter Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit an Projekten zur Organisationsentwicklung mitzuwirken. Dabei konnte die Verwaltungswirtin, ihrem Organisationstalent entsprechend, an der Umstrukturierung der ehemaligen Arbeitsämter in kundenorientierte Strukturen mitwirken. Wichtig in diesen Veränderungsprozessen war und ist es für Alexandra Neukam sowohl die Kunden als auch die Mitarbeiter mit einzubinden und sie mitzunehmen. Diese Erfahrung, etwas verändern zu können und das bereits zu Beginn ihrer Karriere, motivierte sie ungemein. Es folgte die Projektleitung im Bereich der Flüchtlingshilfe, was sie mit großem Engagement umsetzte. Bei jeder beruflichen Veränderung entschied sich die zielstrebige Geschäftsführerin nicht nach den Positionen, sondern nach den Menschen, mit denen sie tagtäglich zusammenarbeitet. „Denn ich möchte jeden Tag gerne zu Arbeit gehen“, so die Aussage.
Bei der Weiterbildung zur Arbeitsberaterin lernte sie ihren Mann kennen, der ebenfalls an der Bundesagentur für Arbeit in Bayern beschäftigt war und sich nach Baden- Württemberg versetzen ließ. Nach der Heirat 2009 folgte 2010 die Geburt der zweieiigen Zwillinge Leonard und Sebastian, die, aufgrund von Elternzeit und Urlaub des Vaters, in den ersten drei Monaten die uneingeschränkte Aufmerksamkeit beider Elternteile genossen. Das Paar war sich schon vor der Schwangerschaft darin einig, dass sie sich zukünftig gleichermaßen um Kinder, Erziehung und Haushalt kümmern würden.
Daher kehrte Alexandra Neukam ein Jahr nach der Geburt mit 75% zurück, um dann nach weiteren drei Monaten wieder voll zu arbeiten.
Gemeinsam mit ihrem Mann, der ebenfalls als Geschäftsführer tätig ist, stemmt sie gleichberechtigt den Alltag mit Beruf, Kindern und Haushalt. Mit Stolz berichtet sie, dass sie sich zuhause alle Arbeiten gleichberechtigt
teilen. Und da sich die Kinder bereits nach der Geburt ihre jeweilige Bezugsperson aussuchten, war die Frage der Betreuung im Krankheitsfall schnell gelöst.
Was ist Ihnen wichtig im Leben?
Meine Familie, sprich: Mein Mann und meine Kinder sowie natürlich meine Kollegen und Kolleginnen und meine Arbeit. Zudem ist es mir wichtig, dass ich mich für Arbeitssuchende sowie die Betriebe einsetzen und für sie etwas bewegen kann. Es ist mir ein Anliegen, dass es meinen Kolleginnen und Kollegen gut geht und sie tagtäglich gerne zur Arbeit kommen.
Was macht Sie glücklich?
Ich genieße laue Sommerabende mit Freunden. Daraus ziehe ich unglaublich viel Kraft, daher nutze ich das so oft als möglich. Zudem bereitet es mir große Freude, Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen zusammenzubringen.
Was macht Ihnen Sorgen?
Da ich grundsätzlich eher positiv denke und in die Zukunft blicke, mache ich mir eher weniger Sorgen. Was mir momentan gemischte Gefühle und auch etwas Sorge bereitet, ist der Übergang meiner 10-jährigen Zwillinge in die weiterführende Schule. Auch wenn ich mir sicher bin, dass sie das problemlos meistern werden, fühle ich mit ihrem Abschiedsschmerz mit. Es bedeutet für sie Abschied nehmen von der Grundschulzeit mit all den Menschen, die sie die ganzen Jahre über begleitet haben. Da fühle ich natürlich mit als Mutter….
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Ich entscheide jeden Tag selbst, ob es mir gut geht. Und ich stehe jeden Morgen auf und freue mich. Bei der Verabschiedung aus Stuttgart im letzten Jahr schenkten mir meine Kollegen und Kolleginnen einen Sack voller guten Wünsche, den ich nur öffnen sollte, wenn es mir mal nicht so gut geht. In den ganzen letzten Monaten, in denen ich jetzt hier in Heilbronn bin, habe ich nur ein einziges Mal in den Sack gegriffen. Warum, weiß ich schon gar nicht mehr. (lacht die Geschäftsführerin herzlich)
Welt im Wandel. Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?
Ich würde mir wünschen, dass wir uns alle auf das besinnen, was wir wirklich können. Denn dann wird es uns gelingen, die neue Welt gut zu gestalten. Oft hängen wir Menschen an Dingen, die gut waren in den letzten Jahren, dabei sollten wir lernen, Bewährtes loszulassen, um Neues entstehen zu lassen.