„Ich plane eigentlich nichts – es kommt eh in der Regel anders“
Als Franziska Karsch, damals noch Schmidt, ihre schulische Laufbahn – fürs Erste – mit dem Realschulabschluss beendete, war ihr von vornherein eins klar: Niemals selbständig und niemals in den elterlichen Betrieb – das Musikhaus Heilbronn – einzusteigen. Auch wenn in ihrer Jugend sämtliche Freunde sie um das elterliche Musikunternehmen bewunderten, so erschien ihr damals alles besser als das! Ursprünglich hatte sie den Wunsch nach einem handwerklichen Beruf, schloss allerdings recht schnell die klassischen Berufe wie Maurer oder Schreiner aus und landete schließlich doch bei dem Beruf der Klavierbauerin.
Klammheimlich bewarb sich Franziska bei anderen Betrieben, jedoch ohne Erfolg. „Alle wussten, dass meinen Eltern das Musikhaus in Heilbronn gehört“, lacht die junge Frau, die daraufhin ihre Ausbildung als Klavierbauerin im elterlichen Unternehmen startete, allerdings währenddessen bei zahlreichen befreundeten Kollegen arbeitete. „Sowohl meinen Eltern als auch mir war es wichtig, mich nicht auf dem Elternbonus auszuruhen!“ Mit dem Ausbildungsende 2015 war Franziska vorwiegend in der Beratung als auch im Verkauf tätig und weniger in der Werkstatt. „Auch wenn mir das nach wie vor sehr viel Spaß macht, so hat sich das komplett verändert! Daher plane ich eigentlich nichts und lass alles auf mich zukommen – es kommt eh in der Regel anders“, so die junge Frau, die urplötzlich entdeckte, dass sie sich doch vorstellen konnte, eines Tages das elterliche Unternehmen weiterzuführen. Es folgten ein Ausbilderschein sowie eine Ausbildung zur Betriebswirtin. Und da sie diese Stationen nahezu mühelos bewältigte, hatte sie direkt nach der letzten Prüfung den Ansporn, sich weiter zu qualifizieren. Aktuell ist die lernbegierige junge Klavierbauerin berufsbegleitend in das Studium der Wirtschaftswissenschaft mit Schwerpunkt Digitalisierung „reingerutscht“, das mit MBA- Master of Business and Administration- endet.
on meinem ursprünglichen Ziel, handwerklich tätig zu sein, bin ich aktuell sehr weit weg. Aber wir sehen ja aktuell alle, dass wir an der zunehmenden Digitalisierung nicht vorbeikommen. Und was nach dem Studium kommt, schauen wir mal…..“, so die junge Frau, die mit viel Spaß, Ehrgeiz und Erfolg ihren Weg geht. „Anfangs hatte ich echt Angst davor, nicht mithalten zu können, was sich allerdings nicht bestätig hat“, freut sich Franziska, die offensichtlich sämtliche Klausuren und Prüfungen im Einserbereich absolviert.
Was ist dir wichtig im Leben?
Klar gibt es viele Dinge, die mir wichtig sind, wie Freunde und Familie. Das ist
ja selbstverständlich, daher möchte ich diese Frage auf meine privaten und beruflichen Prinzipien beziehen. Hier steht für mich Offenheit und Ehrlichkeit an erster Stelle. Ich muss wissen, woran ich bin. Man sollte sowohl Dinge ansprechen, die nicht passen sowie jene, die gut laufen – im privatem als auch im beruflichen Umfeld. Zudem sind mir die Klarheit und Zielgenauigkeit ausgesprochen wichtig, die für die Strukturierung meines beruflichen Alltag erforderlich sind. Dadurch gewinne ich mehr Freiheit. Und natürlich Offenheit gegenüber Neuem, denn nur das bringt mich weiter.
Was macht dich glücklich?
Zeit! Zeit für Freunde, für Sport, für die Natur. Und dass ich die Möglichkeit habe, meine Zeit sinnvoll zu gestalten sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext.
Was bereitet dir Sorgen?
Um alltägliche Dinge machen ich mir weniger Sorgen, da es im Leben eh anders kommt als man denkt. Sorgen bereiten mir eher globale Themen wie Ressourcenknappheit, Nachhaltigkeit, Umweltverschmutzung, Massentierhaltung sowie ein zunehmender Egoismus und Rücksichtslosigkeit.
Wie ist dein Lebensmotto?
Ich bin wahrscheinlich die einzige Person, die kein Lebensmotto hat. Das ist nicht mein Ding. Für mich war es schon immer befremdlich, einen Spruch zu lesen und ihn als Lebensmotto zu betiteln und nach ihm zu leben. Vielleicht entwickele ich eines Tages mein eigenes Lebensmotto….
Welt im Wandel? Was wünschst du dir für die Zukunft?
Ich würde mir mehr Rücksichtnahme und Achtsamkeit untereinander wünschen sowie ein Überdenken des eigenen Konsumverhaltens. Und aus aktuellem Anlass des gestrigen Equal Pay Days würde ich mir mehr Gleichberechtigung wünschen. Denn nach wie vor erlernen Frauen immer noch Berufe, die schlechter bezahlt sind. Zudem sind Frauen eher selten in Führungspositionen zu finden, sondern arbeiten Teilzeit. Und selbst bei der gleichen Qualifikation fällt die Entlohnung bedeutend geringer aus. Hier gehört Deutschland leider zu den Schlusslichtern. Das kann nicht sein, daher sollte man für diese Problematik verstärkt sensibilisieren.