Gewaltprävention durch Sport

 

Foto: unsplash.com/Virgil Cayasa

Die Autoren Becker/Schirp haben 1986 schon sehr früh erkannt, dass Sport, sport-, körper- und bewegungsbezogene Angebote ,häufig das einzige Mittel ist, um an „problematische“ männliche Jugendliche heranzukommen und sie in die offene Jugendarbeit zu integrieren. Der Sport ist für viele Jugendliche und gerade auch für auffällige junge Männer oft das einzig übriggebliebene Erfahrungsfeld, auf welchem sie Erfolg, Selbstbestätigung, positives Gruppenerlebnis mit Anerkennung und Gruppenerfolg erfahren können. Durch sport-, körper- und bewegungsbezogene Angebote können Aggressionen und motorischer Betätigungsdrang „gesteuert“ abgearbeitet werden. Zudem werden vorhandene körperliche Fähigkeiten positiv eingesetzt, mit vertrauter Betätigung Schwellenängste gegenüber dem sonstigen Angebot abgebaut, die Beziehungen von Jugendlichen — vor allem aus Randgruppen — untereinander, zu ihrer Umwelt und zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geübt und verbessert, das Akzeptieren vorhandener Regeln erlernt, Erfolgserlebnisse erzielt werden. Sportliche Aktivitäten sind entsprechend Inhalt und Methode der offenen Jugendarbeit zugleich.

Im Kontext sozialpädagogischer Maßnahmen der Gewaltprävention, wie in der Jugendarbeit schlechthin, gewinnen sport-, körper- und bewegungsbezogene Konzepte zunehmend an Bedeutung. Die Palette reicht von traditionellen sportartspezifischen Angeboten über den Abenteuer- und Kampfsport sowie Kampfkunst bis hin zu differenzierten körper- und bewegungsbezogenen Konzepten (Pilz, G. A. 2003).

Hier ein Beispiel, das animieren soll, soziales Lernen, Konfliktmanagement und Gewaltprävention durch organisierten Straßenfußball am Beispiel „buntkicktgut“ – Die interkulturelle Straßenfußball-Liga in München – im kleinen Rahmen – mit unterschiedlichsten Sportarten, wie z. Bsp. Tischtennis, Volleyball, Federball, Rollhockey, Handball, Boccia, Indiaca, Kegeln, „Spaßolympiaden“ mit Leichtathletik oder selbst erfundenen Kombinationen oder anderen Sportarten in der Nachbarschaft nachzuahmen. 

Was ist „buntkicktgut“? 

Buntkicktgut, die Münchner Straßenfußball-Liga, versteht sich als ein Projekt der interkulturellen Verständigung und ist in seiner bestehenden Form und Dimension ein bundes- und europaweit einzigartiges Beispiel des organisierten Straßenfußballs.  Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, jungen Menschen verschiedener kul-

tureller und nationaler Herkunft eine sinnvolle und gesunde Freizeitbeschäftigung zu geben und Möglichkeiten von sozialem und kulturellem Miteinander zu eröffnen.  

Wie funktioniert buntkicktgut? 

buntkicktgut ist eine, das gesamte Jahr über laufende, multikulturelle Straßenfußball-Liga in München. Das Spieljahr ist eingeteilt in eine Sommer- und eine Wintersaison. 

Fünf Thesen zum Erfolg und zur gewaltpräventiven Wirkung von buntkicktgut! 

Die präventive Wirkung von buntkicktgut ist unter Pädagogen, Sozialarbeitern, Jugendpolizei, Justiz mittlerweile unbestritten. Die vermuteten Mechanismen der Prävention lassen sich am besten als Thesen formulieren und darstellen. Jede These impliziert gleichsam eine potentielle Ursache von Gewalt und stellt die implementierte Maßnahme bzw. ein zentrales konzeptionelles Element innerhalb des Projektes vor. 

1. Wettbewerb und Wettbewerbsmodus 

Der sportliche Wettkampf der Mannschaften ist zentrales Element der Straßenfußballliga. Kinder und Jugendliche wollen sich messen, testen dabei ihre Leistungsfähigkeit und ihre Grenzen aus und suchen ihren Platz in der Hierarchie der Gruppe oder gegenüber Individuen. 

2. Identität, Identifizierung, Integration 

Die Kinder und Jugendlichen in Flüchtlingsunterkünften, aber auch aus anderen nichtdeutschen Zuwandererfamilien, erleben täglich das Spannungsfeld eines Aufwachsens im bikulturellen Kontext. Entscheidend ist nun, dass diese Gruppendynamik und Identitätsfindung widerstandsfähig macht gegenüber der Ausübung von Gewalt. 

3. Kommunikation im interkulturellen Kontext 

Der Ton macht die Musik! Die Kommunikation zu und zwischen den Teams stellt gleichzeitig eine der wichtigsten gewaltreduzierenden Komponenten dar, erzeugt und pflegt eine persönliche Nähe zur Liga. Durch das „Darüber-Reden“ werden Aggressionen und physische Gewalttendenzen abgeschwächt. Die Unsicherheit der Kinder und Jugendlichen, die für Gewalt häufig verantwortlich ist, sinkt. 

4. Peer-Group und „Alpha-Team“ 

Kinder und vor allem Jugendliche sind primär peergroup-bezogen, d.h. sie leben und bewegen sich in ihrer Altersgruppe. Dort finden die Jugendlichen das, was sie in anderen formellen Gruppenbeziehungen vermissen, nämlich gleiche Interessen, Verständnis und Wertschätzung. 

5. Strukturierte Partizipation 

Allen Partizipationsinstrumenten ist gleich, dass sie auf eine Stärkung des Selbstvertrauens der Jugendlichen mittels Übergabe von Verantwortung und einem ressourcenorientierten Arbeiten, d.h. Fördern der Stärken des Kindes und nicht primär eines Ausmerzens der Fehler, abzielen. 

Der gesamte Artikel über „buntkicktgut“ ist zu finden unter: http://buntkicktgut.de/Dokumentation/Publikationen/buntkicktgut_projugend_2004-12-27.pdf

Sport ist in vielerlei Hinsicht und in nachgewiesener Weise ein Präventionsmedium der Gewalt.

Für Fragen stehe ich gerne unter 

Tel. 07131 / 94 14 30 zur Verfügung.

Ihr Jörg R. Wingerter (M. A. – Sportpsychologie)

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