„Unsere Kinder sind unsere Zukunft“
Die Evangelische Stiftung Lichtenstern ist im Januar 2018 neue Wege gegangen und hat in Künzelsau die Interdisziplinäre Frühförderstelle (IFF) eröffnet. Hier hat Viktoria Gedenk die Leitung inne. Gemeinsam mit ihrem Team steht die Psychologin Rat suchenden Eltern kleiner Kinder zur Seite. Die gute Arbeit der Frühförderstelle hat sich im Hohenlohekreis schnell herumgesprochen und ist enorm gefragt, daher erfolgte bereits nach kurzer Zeit eine Personalaufstockung. Darüber hinaus hat die Evangelische Stiftung Lichtenstern im Frühjahr neue Räume in Öhringen angemietet und sucht nun Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Heilpädagogen. „Wir suchen tolle Leute, die Spaß an der Arbeit mit Kindern haben und Teamplayer sind. Bewerben kann man sich ganz einfach über unsere Internetseite www.lichtenstern.de/jobs“, so die Leiterin der Interdisziplinären Frühförderstelle.
Rat suchende Eltern können sich übrigens ganz unverbindlich an die Frühförderstelle wenden. Ein Anruf genügt. Nach einem ersten Gespräch mit den Eltern wird dann in der Regel ein zweiter Termin mit Kind vereinbart, um dieses aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und, gemeinsam mit dem Kinderarzt, zu entscheiden, ob und wie eine Frühförderung aussehen kann. Denn je früher eine Förderung ansetzt, umso bessere Chancen hat ein Kind, beispielsweise bei der Schulwahl. „Dabei lassen wir uns von der Fragestellung leiten, was die Familie und das Kind brauchen, damit der Alltag besser und leichter bewältigt werden kann und das Kind den bestmöglichen Start in die Schule bekommt“. Der erstellte Förder- und Behandlungsplan ist dann für ein Jahr gültig und kann jeweils verlängert werden. Bei Bedarf bis zum Schuleintritt. Kosten entstehen für die Eltern keine. Diese werden vom Sozialhilfeträger und von den Krankenkassen jeweils anteilig übernommen. Dennoch ist die Frühförderstelle auf Spenden angewiesen.
„Wir sind sehr glücklich über die gute Unterstützung des Pflegedienstes CareSolere, der mit einem Benefizball vor genau einem Jahr die Arbeit der Frühförderstelle stark finanziell sowie auch persönlich unterstützte. Darüber hinaus haben wir einen Teil der Einrichtung und der Therapiematerialien unserer neuen Außenstelle in Öhringen der Christian-Bürkert-Stiftung zu verdanken. Diese hat erst vor kurzem mit einer kräftigen Finanzspritze der Frühförderstelle unter die Arme gegriffen.“
„Wir sind all unseren Spendern sehr dankbar. Und natürlich auch der Evangelischen Stiftung Lichtenstern, die als Trägerin den Großteil der Anschubfinanzierung übernimmt“, betont Viktoria Gedenk.
Was ist Ihnen wichtig in Bezug auf die Interdisziplinäre Frühförderstelle?
Mir ist es wichtig, für die Kinder sowie ihre Familien da zu sein. Vor allem in Zeiten, in denen kaum noch Großfamilien existieren, wo vielleicht die Oma oder eine andere Person gesehen hätte, dass die Entwicklung ihres Enkels nicht altersgemäß verläuft. Hier sind wir Ratgeber und Begleiter und unterstützen therapeutisch, was enorm wichtig ist.
Was macht Sie glücklich?
Es macht mich im Allgemeinen in meiner Arbeit als Psychologin glücklich,
Menschen darin zu unterstützen, dass sie selbst wieder einen Schritt weitergehen können. Denn manchmal braucht es nur einen Satz, einen speziellen Impuls von außen, damit sich etwas bewegt.
Speziell in der Frühförderstelle freut es mich, die positive Entwicklung der Kinder zu sehen. Auch die vielen positiven Rückmeldungen der Eltern und der anderen Stellen, mit denen wir zusammenarbeiten, wie zum Beispiel Kinderärzte und Kindergärten, bestärken uns in unserer Arbeit und in der Umsetzung unserer Konzeption.
Was bereitet Ihnen Sorgen?
Aktuell bereitet mir die Situation der Kinder Sorgen. Denn durch die Schließungen der Kindergärten sehen wir große Rückschritte in der Entwicklung der Kinder, die in manchen Fällen nur sehr schwer oder auch gar nicht aufholbar sein werden.
Der Lockdown hat die häuslichen Bedingungen außerordentlich erschwert, sicherlich ist hier mit einer Zunahme an Misshandlungen und Gewalt gegen Kinder und auch gegen die Frauen zu rechnen. Das sehe ich mit Sorge.
Für unsere Arbeit in der IFF frage ich mich im Moment auch, wie es im Herbst und im Winter weitergehen soll. Was, wenn ein Kind eine Schnupfennase hat? Kann es von den Kindergärten und den Tagesmüttern betreut werden? Oder muss es aufgrund der Sorge, es könnte ein Symptom von Corona sein, abgelehnt werden? Was passiert mit den Müttern, die dann, wenn das Kind in den Einrichtungen nicht angenommen wird, nicht arbeiten können, weil das Kind versorgt werden muss? Viele Frauen, mit denen ich spreche, haben Angst um ihren Arbeitsplatz, weil es ja doch eben immer noch vorwiegend die Frauen sind, die sich um die Kinder kümmern, und die Geduld und die Mittel der Arbeitgeber, hier tolerant zu sein, nun doch schon sehr ausgereizt sind.
Wie lautet das Motto der Frühförderstelle?
Wir machen dich stark!
Welt im Wandel. Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?
Allgemein gesagt würde ich mir wünschen, dass wir die Schwachen verstärkt mitnehmen, ihre Ressourcen fördern, auch sie stark machen und ihnen so ein gutes Leben in unserer Gesellschaft ermöglichen.
Leider sehe ich häufig junge Mütter und Väter, die den Kinderwagen schieben und beinahe ausschließlich auf ihr Handy blicken. Man bekommt so den Eindruck, sie seien nicht prä-sent für ihr Kind. Daher würde ich mir wünschen, dass die Eltern wieder mit ihren Kindern reden, spielen, ihnen vorlesen und sich einfach Zeit nehmen. Das sind die Basics, die in vielen Familien leider weniger geworden sind. Förderung der Entwicklung der Kinder findet vor allem in alltäglichen Situationen und durch die persönliche Beziehung statt.
Auch auf das Thema Ernährung dürfte aus meiner Sicht gerne etwas mehr geachtet werden. Denn wir sollten eines immer vor Augen haben: Unsere Kinder sind unsere Zukunft.