Nachhaltig unterstützen mit Traumatherapie, Somatic Experiencing® und körperorientierten Therapieverfahren
Zu viel, zu schnell, zu heftig – überwältigende Ereignisse können Spuren hinterlassen und unsere Wahrnehmung verändern, sodass das Leben wie stehengeblieben erscheint. Dabei können traumatisierende Erlebnisse ganz unterschiedlich gestaltet sein. Sowohl Verkehrsunfälle, Stürze, Operationen, schwere Krankheiten, Ver-letzungen, der Verlust eines nahen Menschen als auch scheinbar gewöhnliche Ereignisse wie medizinische Behandlungen, vermögen ein Trauma auszulösen. Aber auch überfordernde Ereignisse in Kindheit und Jugend können uns in Zustände geraten lassen, die schwer eingeordnet werden können – vor allem dann, wenn wir uns mit möglichen Folgen von traumatisch erlebten Ereignissen seither nicht auseinander gesetzt haben. Wird dies nicht gelöst oder integriert, können psychische und körperliche Symptome entstehen und das manchmal erst Jahre später.
In ihrer Heilbronner Praxis für Körper- und Traumatherapie arbeitet Karin Verena Stein damit, die eigenen Stärken und Ressourcen zurückzugewinnen, um den Selbstheilungsprozess auf verschiedenen Ebenen anzuregen. Dabei nutzt sie Hilfsmittel wie zum Beispiel das Bellicon, ein spezielles Trampolin oder Vibroswing-Ringe, die durch Schwingen, Vibrieren und feine Bewegungsimpulse helfen, auch tiefe Körperschichten anzusprechen.
Karin, wie kommt es zu einem Trauma und vor allem, wie äußert es sich?
Häufig kommen Klienten zu mir, die beispielsweise vor Monaten einen Autounfall hatten, der scheinbar ohne schwerwiegende Folgen blieb. Doch von heute auf morgen kann sich die Situation ändern und es gelingt ihnen nicht mehr, ins Auto zu steigen. Oftmals ist diese Entwicklung schleichend. Erst wählt man Umwege, um einen bestimmten Weg nicht nehmen zu müssen, dann fährt man bei jemandem mit, vermeidet also, selbst zu fahren und schließlich ist auch dies nicht mehr möglich.
Und wie ist es zu erklären, dass diese Folgen oft erst viel später auftreten?
Wir Menschen funktionieren und befinden uns in einem Selbsterhaltungstrieb, denn wir wollen so schnell als möglich unser gewohntes Leben zurück. Und oft gelingt uns das jahrelang. Doch wir fühlen uns kraftlos und erkennen, dass unsere Ressourcen erschöpft sind und es genug ist. Oder wir sind ständig hoch aktiviert, können nicht zur Ruhe kommen, ob-wohl wir ein andauerndes Erschöpfungsgefühl empfinden – bis wir erkennen, dass es so nicht weitergehen kann.
Wäre es hier nicht ratsam, sich nicht erst Hilfe zu holen, wenn das Kind sprichwörtlich „in den Brunnen gefallen ist“?
Das wäre natürlich der Idealfall. Doch oft erkennen die Menschen nicht rechtzeitig, dass Handlungsbedarf besteht, obwohl man beispielsweise ständig müde ist, aber nachts trotzdem nicht schlafen kann, da man einen viel zu hohen Puls hat, Schweißausbrüche und Angstgefühle. Es sind zahlreiche Faktoren, die dazu beitragen, dass das Maß an Erschöpfung ständig zunimmt, man aber nicht weiß, an was es liegt. Das andere Extrem zeigt sich im dauerhaften Überlebensmodus. Man ist ständig am Tun und in Bewegung. Der Fernseher läuft parallel zum Radio, man ist viel unterwegs und lenkt sich dauerhaft ab. Das können Indizien dafür sein, dass das Leben aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Trauma wird nicht in erster Linie durch das Ereignis definiert, sondern durch die körperliche Reaktion des Einzelnen auf das Ereignis. So können zwei Menschen beispielsweise auf das gleiche Geschehnis völlig anderes reagieren, da ihr Nervensystem gänzlich unterschiedlich ist.
Mit welchen Methoden arbeitest du bei der Traumabewältigung?
Ich arbeite mit unterschiedlichen Methoden, die sich ergänzen
und gegenseitig unterstützen. Ein wesentlicher Baustein ist Somatic Experiencing (SE)®, ein ganzheitlicher Ansatz zur Traumalösung, der von einem der bedeutendsten Traumaexperten, Dr. Peter A. Levine, in mehr als 50-jähriger Forschungs- und Lehr-tätigkeit entwickelt wurde. Dem medizinischen Biophysiker und Psychologen gelang damit ein entscheidender Durchbruch in der Erforschung, der Entstehung und Behandlung unterschiedlicher Traumata.
Levine wollte wissen, wie Tiere lebensbedrohliche Ereignisse natürlich verarbeiten. Warum zeigen Tiere in freier Wildbahn keine Traumasymptome, obwohl sie massiven Gefahren und hohem Stress ausgesetzt sind? Sie müssen flüchten und ständig auf der Hut sein und trotzdem erstarren die Tiere nicht und entwickeln ein Trauma. Wie bei den Tieren stellt das Gehirn bei uns Menschen in Gefahrensituationen Kampf- und Fluchtenergie bereit, sodass der Körper motorische Höchstleistung bringen kann. Während die Tiere dieses hohe Maß an Energie nutzen, um zu kämpfen und um ihr Leben zu rennen und diese damit abbauen, so verharren wir Menschen häufig in Erstarrung und versuchen so schnell wie möglich wieder alles unter Kontrolle zu bekommen. Wenn wir die in dieser bedrohlichen Situation mobilisierte Energie später nicht entladen oder abschütteln können, bleibt sie im Nervensystem gefangen. Der Organismus reagiert weiterhin auf die Be-drohung der Vergangenheit. In diesem Fall sind die in der Gegenwart zu beobachtenden Verhaltensmuster, Überzeugungen, Reaktionsweisen, Gedanken und Gefühle einer Person weiterhin mit den erschreckenden Erfahrungen der Vergangenheit gekoppelt, was zu einer Erstarrung der Lebensenergie führt.
Mit Hilfe von SE wird das Trauma körperlich, geistig und emotional bearbeitet. Das Trauma verschwindet dadurch nicht plötzlich, es wird verarbeitet und integriert, sodass man daran denken und darüber sprechen kann, ohne dass das Nervensystem in Stress gerät. Es wird zu einer Erfahrung, die nicht länger das Leben bestimmt.
Ergänzend arbeite ich mit der Körperpädagik Eutonie und Tanz- und Ausdruckstherapie. In der Eutonie geht es darum, wieder ins Spüren des eigenen Körpers zu kommen. Die Eutonie-Übungen tragen zur vertieften Aufmerksamkeit sowie zur Regulierung des Spannungszustands der Muskeln und der überall im Körper vorkommenden Faszien – sowie des vegetativen und motorischen Nervensystems – bei. Dadurch gleicht sich der Tonus aus, was zur Folge hat, dass die vitalen Funktionen wie Stoffwechsel, Durchblutung, Verdauung und Atmung zu einem harmonischen Zusammenspiel finden und dadurch die Selbstheilungskräfte angeregt werden. Dies ermöglicht eine tiefgreifende Erholung und Regeneration, aber auch zu einer Neuorganisation von Bewegungsmustern.
Bei der Tanz- und Ausdruckstherapie geben wir den Gedanken, Empfindungen und Gefühlen Raum. Dabei ist das Hauptmedium die Bewegung und die Sprache des Körpers. Daher ist die Tanz- und Ausdruckstherapie auch für Menschen sehr gut geeignet, die ihre Gefühle mit Worten schlecht oder gar nicht zum Ausdruck bringen können.
Karin, was ist der schönste Moment deiner Arbeit?
Wenn ich gemeinsam mit meinen Klienten Wege und Möglichkeiten finde, die eigenen Stärken und Ressourcen wieder zurückzugewinnen, sodass sie ihr Leben mit all seinen schönen und herausfordernden Momenten wieder bewältigen können.
Infos: Karin Verena Stein, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Teichstraße 36, Heilbronn, Tel. 07131/ 382 11 15, Mobil 0151 288 892 69, www.traumatherapie-stein.de, info@traumatherapie-stein.de