„Höre auf dein Herz, aber nimm dein Gehirn mit“
Den Anfang der Serie „Frauen heute“ macht Janina Schütz, Friseurmeisterin mit Salon in Bad Wimpfen und Mutter zweier kleiner Töchter. Als Zweitgeborene von vier Kindern wuchs sie in großer Freiheit – teilweise bei ihren Großeltern in der Altstadt Bad Wimpfens – auf. Ihre gläubigen Eltern vermittelten ihr, dass sie so, wie sie ist, richtig ist und dem Plan Gottes entspricht. So wurde sie in Selbstliebe erzogen und in dem Wissen, bedingungslos geliebt zu werden, unabhängig von den Leistungen, die sie beispielsweise in der Schule erbracht hatte. Entscheidend geprägt hat sie das Motto ihrer Mutter: Egal wie oft du hinfällst, du musst einmal mehr aufstehen.
Bereits als junges Mädchen hegte sie einen langjährigen Traum: Das Schneiden von Haaren. Keine Barbie Puppe war vor dieser Leidenschaft Janinas sicher. Auch das Musizieren und das Lehren von Menschen waren Interessen, die sie bereits in ihren jungen Jahren verfolgte. Ihre erste Berufswahl wurde allerdings nicht hierdurch beeinflusst, sondern durch Einflüsse Anderer. So begann sie eine Lehre zur Rechtsanwaltsfachangestellten, um dann mit 18 Jahren das zu lernen, was sie eigentlich schon immer wollte: Das Schneiden von Haaren. Nach der verkürzten Ausbildung zur Friseurin folgte direkt ein prämierter Abschluss an einer renommierten Meisterschule in Konstanz und die Leitung eines Friseursalons am Bodensee. Nach drei Jahren wurde der Ruf der Heimat immer lauter und sie kam „ins schöne Ländle“ zurück, wie Janina strahlend erwähnt. Gemeinsam mit einem Geschäftspartner führte sie über 10 Jahre zwei Friseursalons, die Hälfte der Zeit als Miteigentümerin. In dieser Zeit lernte sie ihren Mann und Vater ihrer beiden Töchter kennen, der sie nicht nur in allem unterstützt, sondern „sie perfekt ergänzt“. Der damals in einer Bank beschäftigte Firmenkundenberater erkannte sofort, dass Janina das Zeug und das Engagement zur Selbständigkeit hat. Er motivierte sie, mit all den Erfahrungen und der Selbstdisziplin den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Gemeinsam gründete das junge Paar eine GmbH und eröffnete ihren ersten Salon im Herbst letzten Jahres in der wunderschönen Altstadt von Bad Wimpfen.
Zu ihrem Fulltime-Job und den beiden Kindern singt die quirlige junge Frau leidenschaftlich in zwei Bands, die u.a. für Menschen in Not Spenden sammeln, hat mehrere Semester Psychologie studiert, war bundesweit als Trainerin für La Biosthetique unterwegs und arbeitete auf der Paris Fashion Week.
Was ist Ihnen wichtig im Leben?
Mir ist es wichtig, in Liebe mit mir selbst und meiner Umwelt umzugehen. Ich höre auf mein Herz und verfolge die Dinge, die mir wichtig sind. Ganz nach dem Motto: Höre auf dein Herz, aber nimm dein Gehirn mit. Großes Thema für mich ist zudem die Selbstliebe, ganz getreu dem Gebot: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Bevor ich einen anderen lieben kann, muss es mir gelingen, mich selbst zu lieben. Hier haben meine Eltern den Grundstein gelegt und mein Mann führt dies fort.
Er liebt und akzeptiert mich, wie ich bin. Er unterstützt mich darin, so zu sein, wie ich sein möchte und es manchmal vielleicht nicht schaffe, da mir der Mut fehlt. Dies gibt mir die Energie und den Antrieb alles abzurufen was ich habe und darüber hinaus zu wachsen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass in unserer Familie Gleichberechtigung gelebt wird. Aus meiner Sicht wurde der Grundstein hierfür in unserer Kindheit gelegt. Genau das geben wir auch an unsere Kinder weiter.
Was macht Sie glücklich?
Mich selbst zu sein mit all meinen Wünschen, die ich unabhängig von gesellschaftlichen Prägungen leben darf. Dazu kommt natürlich, dass mich meine Kinder und meine Familie sehr glücklich machen.
Was bereitet Ihnen Sorgen?
Meine große Sorge ist es, dass meine Kinder nicht das Glück haben, ihr Leben in derselben Freiheit gestalten zu können wie ich und dass sie sich durch gesellschaftliche Zwänge einschränken lassen. Das Leben ist endlich und geht auch so viel zu schnell vorbei.
Mir bereitet es Sorgen, dass selbst in der heutigen, modernen Zeit Kinder noch in ihrer Entwicklung eingeschränkt werden. Klischees, die in meiner Realität bereits lange der Vergangenheit angehören, begegnen mir heute wieder. Für meine Kinder wünsche ich mir, dass in der Welt, in der sie aufwachsen, Fußball keine Jungs-Sportart und Lila keine Mädchenfarbe ist. Ich wünsche mir für meine Kinder, dass sie sich das Gute merken und das Schlechte verwerfen- so lebe ich es meinen Kindern vor. Ich wünsche mir, dass sie nicht in Ängsten leben, sondern in Freiheit und alles herausholen, entdecken und erobern, was sie möchten.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
„Das Leben ist zu kurz, um normal zu sein.“ Ich bemühe mich in jeder herausfordernden Situation auch eine Chance zu sehen, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen. Ich möchte die beste Version von mir selbst sein. Morgen besser als heute.
Welt im Wandel. Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich wünsche mir eine Welt, in der wir alle uns selbst und unseren Mitmenschen mehr Raum in unserem Leben einräumen. Hierdurch entstehen wertvolle Begegnungen, die das Leben einzigartig und besonders machen. Indem wir uns in Liebe begegnen, vermehren wir sie. Denn es gibt nichts, was so ansteckend ist, wie die Liebe. Sie lässt uns unser Gegenüber in seiner Ganzheit und inneren Schönheit erkennen und spüren, dass wir alle miteinander verbunden sind. Ich wünsche mir mehr Momente, in der wir die Kraft und Lebensenergie nutzen, die in uns steckt. Jeder kann sein eigenes kleines Wunder sein.