„Wer ständig glücklich sein will, muss sich oft verändern“
Die gebürtige Heilbronnerin Natalie Walz reiste nach ihrem Abitur mit ihrem Drahtesel ein Jahr lang durch Asien. „Daher bin ich wunderbar prädestiniert als Leiterin des Zweiradmuseums in Neckarsulm“, lacht die leidenschaftliche Radlerin, die trotz Führerschein ausschließlich Rad fährt – sommers wie winters. Nach ihrer eindrucksvollen Reise folgte das Studium der Kunstgeschichte, Baugeschichte und Geschichte. Während dieser Zeit jobbte Natalie Walz in verschiedenen Galerien und arbeitet nach ihrem Studium in den Städtischen Museen in Heilbronn. Es folgten weitere Qualifikationen in Form von Kulturmanagement als Kontaktstudium sowie eine Fortbildung im Bereich Museumsmanagement.
Kurz nach der Geburt ihrer Tochter wechselte sie nach Neckarsulm und ist seither Museumsleiterin des Deutschen Zweirad- und NSU-Museums und des Stadtmuseums. Zudem ist sie Dozentin für Kunstgeschichte an der Schule für Gestaltung in Heilbronn. Ihr großer Stolz ist ihre 14-jährige Tochter, der sie mit auf dem Weg gibt, dass Frauen die Welt offen steht und alles möglich ist. „Ich kann alles erreichen, wenn ich es möchte und den nötigen Biss habe. Das unterscheidet uns von den Frauen früher- wir haben heute die Freiheit der Wahl, ob und wie wir arbeiten. Oder ob wir die ersten Jahre zuhause bleiben. Das ist für mich Emanzipation“, so Natalie Walz, die ihre Kindheit und Jugend ohne die traditionellen Rollenbilder erlebte. Bereits damals liebte sie das Fahrradfahren, spielte lieber mit Autos und Jungs. „Anders als andere junge Mädchen träumte ich niemals den Traum, Prinzessin zu sein – weder als Kind noch beim Fasching. Das ist nicht meine Rolle!“, so die energiegeladene Museumsleiterin mit dem blonden Kurzhaarschnitt und dem herzlichen Lachen, der man diese Aussage ohne zu Zögern abnimmt.
Was ist Ihnen wichtig im Leben?
Mir ist es wichtig, Menschen zu inspirieren und Leidenschaft für meine Themen Kunst und Kultur weiterzugeben. Es war und ist immer wieder faszinierend für mich, bei Kindern und Jugendlichen Interesse zu wecken für Bereiche wie beispielsweise die Renaissance, zu denen sie bisher keinen Zugang hatten.
Mir persönlich ist es wichtig, die Welt kennenzulernen. Ich reise viel und gern und bin sehr freiheitsliebend. Ich muss immer wieder neue Impulse sehen, möchte mich weiterentwickeln und hasse Alltagstrott!
Wichtig ist mir zudem noch, den aktuellen Moment- wie einen Sonnenaufgang auf dem Fahrrad – wahrzunehmen und zu genießen.
Was macht Sie glücklich?
Dazu habe ich mehrere Gedanken. Ich bin der festen Überzeugung, dass man sich Glück erarbeiten kann. Dafür muss mir natürlich klar sein, was mich glücklich macht. Bei mir persönlich ist es die Veränderung, die mich glücklich macht, wenn ich sie positiv gestalten kann.
Hier finde ich den Spruch Konfuzius sehr passend: „Wer ständig glücklich sein will, muss sich oft verändern.“
Das größte Glück ist es zudem für mich, ich selbst sein zu können, in einer Welt, die ständig einen anderen aus dir machen will.
Der wichtigste Trick, um glücklich zu sein, ist zu erkennen, dass mein persönliches Glück eine Wahl ist, die ich treffe und eine Fähigkeit, die man entwickeln kann. Ich treffe jeden Tag die Entscheidung, glücklich zu sein und arbeite daran.
Viel zu lachen, humorvoll zu sein und Menschen um mich zu haben, die meinen Humor verstehen, macht mich außerdem glücklich.
Was bereitet Ihnen Sorgen?
Mich hat es erschreckt, wie schnell und vor allem wie selbstverständlich Frauen durch die aktuelle Situation in ihre tradierten Rollen zurückfallen. Diesen enormen Rückschritt betrachte ich voller Sorge.
Ein weiteres Thema, das wie eine Welle auf uns zurollt und mir Sorge bereitet, ist die zunehmende Altersarmut von Frauen. Daher rate ich allen jungen Frauen dazu, ihr eigenes Geld zu verdienen, um im Alter abgesichert zu sein. Denn wir alle wissen, dass sich ein Leben von heute auf morgen ändern kann, daher empfinde ich die Selbständigkeit von Frauen als extrem wichtig.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Da fallen mir drei Dinge ein: LEBE – LIEBE – LACHE, sowie ein Zitat Kants: „ Drei Dinge helfen die Mühen des Lebens zu tragen: die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen“ und ein Ausspruch Willy Brandts: „Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu verändern.“ Dieses Zitat spricht mich besonders an, denn ich bin der Meinung, wir sollten uns jeden Tag verändern und nicht im Status quo verharren. Das Festhalten an Dingen führt zur Bewegungslosigkeit.
Welt im Wandel. Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich würde mir wünschen, dass Frauen mehr Einfluss in der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik bekommen. Wir haben bessere Chancen als unsere Mütter, was dazu führt, dass junge Frauen in Deutschland in Bezug auf Bildung mittlerweile gleichauf bzw. sogar qualifizierter sind als Männer.
Dies bringt gesellschaftliche Veränderungen mit sich, die gestaltet werden müssen. Dazu gehören Kinderbetreuungen, die funktionieren und es braucht die Akzeptanz der Gesellschaft, dass auch Männer Teilzeit arbeiten. Damit verbunden wandelt sich auch die Art, wie wir Beziehungen führen. In Zukunft gilt es somit, neue Strategien aufzuzeigen, um mit der Feminisierung der Gesellschaft adäquat umzugehen.