Auch wenn die Anfänge im Frühjahr 2020 besonders herausfordernd waren, so wurde der frisch gebackene Geschäftsführer des Knurps Puppentheaters, Robin Müther, in seiner Entscheidung, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, umso mehr bestärkt.
„Ich bin mit und in dem Puppentheater meines Vaters groß geworden und habe es schon immer geliebt, auf der Bühne zu stehen. Doch vor der Übernahme des Theaters, das auf eine 45-jährige Tradition zurückblicken kann, hatte ich einen Heidenrespekt. Als wir dann plötzlich 2020 nicht spielen durften, erkannte ich, dass ich nichts Dringlicheres möchte, als Puppentheater zu spielen. Das ist wirklich ganz und gar mein Ding. Das wurde mir in dieser herausfordernden Situation klar“, schmunzelt der junge Mann mit den wasserblauen Augen.
Er nutzte die Zeit, um unter anderem einen Newsletter zu entwickeln und als Klinikclown in der Heilbronner Kinderklinik kranken Kindern eine Sternstunde mit Lachen und Musik zu schenken. Umso begeisterter war er, als er schließlich gemeinsam mit seinem Vater, Reinhard M. Siegl, im März dieses Jahres eine Premiere feiern konnten. „Das Stück ‚Die Geschichte von der Schüssel und dem Löffel’, nach Michael Ende, gemeinsam mit meinem Vater aufzuführen, hat richtig Freude bereitet und ist brandaktuell.
In der Geschichte erfahren zwei Königsfamilien eine Trennung, ausgelöst durch einen Berg zwischen beiden Königreichen. Als beide Königsfamilien ein Kind bekommen und die Fee Serpentine Irrwisch nicht eingeladen wird, verschenkt sie der einen Königsfamilie einen Löffel und der anderen eine Schüssel. Wenn sich beide Familien zusammentun, füllt sich diese Schüssel mit leckersten Speisen und ein jeder wird satt. Am Ende der Geschichte gelingt es glücklicherweise, dank der Jugend, die Spaltung zu überwinden“, so Robin Müther, der in der Zusammenarbeit mit seinem Vater und seiner Schwester, Caecilia Neuweiler, täglich lernt.
„Mich fasziniert, wie meine Schwester, die als Maskenbildnerin arbeitet, einem Tonklumpen Leben einhaucht. Das gelingt mir noch nicht so ganz. Außerdem erfahre ich viel Wissenswertes über die Technik des Figurenbaus von meinem Vater, der diese gemeinsam mit meiner Schwester baut.
Hier bin ich wirklich dankbar, dass ich mir das nicht alles durch Lesen und Recherchieren aneignen muss“, sagt Robin, der davon berichtet, wie sich die Familie ergänzt. So ist er in der Regel alleine mit der Reisebühne unterwegs, um seinen mittlerweile 70-jährigen Vater zu entlasten. Zudem hat der leidenschaftliche Puppenspieler und Musiker das Abendprogramm ausgebaut, das einige musikalische Highlights zu bieten hat.
Aktuell arbeiten Vater und Sohn an der Premiere des Stückes „Max und Moritz“, das im nächsten März Premiere haben wird. Schwester Caecilia Neuweiler hat bereits die wunderbaren Köpfe der beiden Lausbuben angefertigt, die passender nicht sein könnten.
„Die Kunst des Theaterspielens für Kinder besteht in meinen Augen darin, die Kinder wirklich zu fesseln und zu erreichen. Das ist gar nicht so einfach, denn manchmal lässt man sich einen Gag einfallen und die Kinder lachen überhaupt nicht. Und kaum dreht man den Satz um oder tauscht zwei Worte aus, sind sie begeistert. Daher entwickeln sich die Stücke in Zusammenarbeit mit den Kindern. Nicht ohne Grund sagt mein Vater, dass ein Stück nach 15 Aufführungen fertig ist“, lacht der Puppenspieler, der bewusst während des Lockdowns nicht auf online Aufführung gewechselt hat, da die interaktiven Stücke vom Austausch mit den Kindern leben.
„Denn das macht für mich Kindertheater aus. Super ist es, wenn die Kinder das Gefühl haben, dass sie den Ausgang der Geschichte mitbestimmen können. Das ist unser Ziel und das macht richtig Laune“, freut sich Robin Müther, der mit Begeisterung die Kinder in die Stücke miteinbezieht. „Das Schöne ist, dass die Kinder ehrlich sind. Wenn sie während der Vorstellung rumkrabbeln, weißt du, du musst etwas an deinem Stück ändern, weil es offensichtlich nicht passt“, lacht Robin Müther, dem es mit viel Hingabe, Einfühlungsvermögen und Erfahrungen gelungen ist, die großen Fußstapfen seines Vaters zu füllen.
Infos: Knurps Puppentheater, Hauptstraße 21, Möckmühl
Tel.: 06298 / 95420,
knurps-puppentheater.de