„Two legs move your body, 4 legs move your soul.“
Unbekannter Verfasser
Anna ist eigentlich ein selbstbewusstes, 5-jähriges Mädchen. Nur vor dem Sprechen mit fremden Erwachsenen hat sie Angst (selektiver Mutismus). Sie kommt in die pferdegestützte Psychotherapie auf den Sophienhof und freundet sich mit der lebenslustigen Shetlandpony-Stute Daisy an. Mit ihr geht sie schnell eine enge Beziehung ein, bürstet sie hingebungsvoll und reitet unbeschwert auf ihr. Der Kontakt zur Therapeutin Lisa Blaschke fällt schwerer: anfangs schüchterner Blickkontakt, sonst nichts. Nach ein paar Sitzungen soll Anna Daisy komplett selbständig putzen. So weit, so gut. Als sie jedoch zum Hufe auskratzen kommt, hat sie Schwierigkeiten, Daisys Huf zu halten. Die Beziehung zwischen Anna und ihrer Therapeutin keimt mittlerweile mehr und mehr auf, und Anna scheint für den nächsten Schritt der Kommunikation bereit zu sein. Lisa Blaschke bietet ihr an, dass sie mit Gesten kommunizieren kann, wobei sie Hilfe braucht, da das Sprechen immer noch unmöglich ist. Anna darf am Körper der Therapeutin zeigen, was sie für sie tun soll, und so tippt sie etwas schüchtern an den Fuß, den die Therapeutin brav, wie sonst das Pferd, zum „Auskratzen“ anhebt. Sie geht darauf ein und übersetzt in gesprochene Worte: „Ahhh, du möchtest, dass ich Daisys Huf für dich halte?!“ Verlegen schaut sie sie an und nickt. Geschafft! Der nächste Schritt der Kommunikation ist getan. In der nächsten Sitzung fordert die Therapeutin Anna auf, ihr ab jetzt immer das Signal zum Losreiten zu geben, indem sie „Los“ sagt. Sie darf ganz leise anfangen und Lisa Blaschke spricht das Wort zunächst mit. Wieder ist Anna verlegen, aber sie traut sich, gemeinsam „Los“ zu sagen. Am Ende der Sitzung tritt sie ihrem Papa mit stolzgeschwellter Brust entgegen.
So setzt sich die verbale Kommunikation in den nächsten Sitzungen fort, bis Anna einfache Aussagen alleine sprechen kann. Ihre vorerst letzte Sitzung hat sie im August, kurz bevor sie im September eingeschult wird. Beim Reiten fängt sie an, auf Daisy zu turnen, bis sie sogar auf der stehenden Daisy aufrecht stehen möchte. Etwas zögerlich nimmt Lisa Blaschke ihren Impuls auf. Ob sie das wohl schafft? Die Therapeutin reicht ihr die Hand und in gefühlter Zeitlupe richtet Anna sich auf. Zum Schluss lässt sie sogar die stützende Hand für einige Sekunden los, ergreift sie dann selbständig wieder, als es doch zu wackelig wird. Blaschke ist nun selbst sprachlos, ob der symbolischen Bedeutung dieses freihändigen Stehens auf dem kleinen Pony: Anna scheint über die letzten Monate unendlich viele kleine und große Anstöße von Daisy bekommen zu haben, die sie zum Kommunizieren motivierten und ihr den Mut dafür gaben. „Ja, sie ist bereit für die Schule“, denkt Lisa Blaschke und freut sich riesig mit dem zuvor ausgebremst wirkenden Mädchen, das nun ihre aufgeweckte, quirlige Art immer mehr ausleben kann.
Unzählige solche und ähnliche Klientengeschichten ereignen sich tagtäglich mit und dank den Therapiepferden, -hunden und -katzen auf dem Sophienhof. Diese Tiere, insbesondere die Pferde, sind Herdentiere und daher mit einem sensiblen, sozialen Sensorium ausgestattet. Sie reagieren auf feinste Signale des Körpers wie Körperhaltung, Gestik, Mimik und Melodie der Stimme, auch gegenüber uns Menschen. Vieles von dem, was uns unbewusst ist und uns dennoch beeinflusst, ist in unserem gesamten Körper gespeichert und das können die Pferde lesen. Wir können uns hier nicht verstellen, Pferde fordern Ehrlichkeit von uns. Sie helfen uns, mutig zu sein und genau hinzuschauen, sowohl auf unsere Schattenseiten als auch auf unsere Ressourcen. Dadurch können wir Zugang zu unseren Stärken und unserer wahren Größe erlangen.
Ins Therapiezentrum Sophienhof kommen Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die psychische, emotionale und soziale Herausforderungen zu meistern haben. Das Therapiezentrum ist geeignet für Menschen, die von Depressionen, ADHS, Autismus, sozialen Ängsten, Zwängen usw. betroffen sind und Unterstützung benötigen.
Infos: Dr. rer. nat. Lisa Blaschke (Heilpraktikerin, Reittherapeutin, Yogalehrerin), Tel. 0176 / 420 520 63
E-Mail: lisa.blaschke@gmx.de
Angelika Rückel-Kast (Analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Reittherapeutin, EMDR-Traumatherapeutin, Kunsttherapeutin)
Telefon: 0 79 04 / 9 42 59 60
E-Mail: praxis.rueckel-kast@web.de