Guten Tag liebe Leser und Leserinnen,
Darf ich mich vorstellen? Schwanhilde, die Schwanzmeise. Ich bin ein 14 cm kleines, rundliches Vögelchen und bin immer in Bewegung. Kannst Du meine 9 cm lange Balancierstange erkennen?
Ich bin Schwanhilde, die Schwanzmeise. Wie mein Name schon sagt, bin ich eine Meise. Meine häufigen Verwandten, die Blaumeise und die Kohlmeise, habt ihr bestimmt auch schon mal an eurem Futterhaus beobachtet! Und mein Name sagt auch noch etwas zu meinem Schwanz aus. Die Namensgeber der Vögel haben meine langen Schwanzfedern gesehen und zack, hatte ich schon meinen Namen weg. Obwohl ich bin gar keine richtige Meise bin. Das haben Wissenschaftler so festgelegt. Deshalb bin ich in einer eigenen Familie, nämlich in die Familie der Schwanzmeisen einsortiert. So, jetzt wisst ihr das auch.
Wisst ihr auch, dass jetzt, wenn ihr diesen Text lest, unsere Brutzeit beginnt? Ja, so mit Mann kennenlernen, Balz, Nest, Eier, Jungen und so. Meinen Mann hab´ ich schon im Winter kennengelernt. Auf einem der weit umherschweifenden Streifzüge. Ja genau, das sind wir, sehr reiselustig. Und im Herbst und Winter sind wir auch gesellig. Das bedeutet, dass wir dann in kleinen und großen Trupps umherstreifen. Dazu wandern wir von Baum zu Baum, von Hecke zu Hecke und von Wald zu Wald, immer auf der Suche nach Futter. Dabei turnen und klettern wir auch mal kopfunter durch das Geäst. Wir fressen kleine Insekten, Spinnen, Krebstiere und manchmal auch Samen und kleine Körner oder Fettfutter. Aber nicht in der Natur: Dieses Futter finden wir an euren Futterstellen, die ihr für die Vögel einrichtet. Die sind sehr wichtig! Von mir aus kannst du auch gerne das ganze Jahr über füttern. Es gibt nämlich immer weniger Samen
und Insekten in der Natur. Oft besuchen wir eure Futterstellen aber nicht, weil, na ja, wir sind eben auch ein bisschen scheu. Das Futter, das wir auf unseren Streifzügen finden, müssen wir mit anderen Vogelarten teilen, z.B. den Meisen, dem Kleiber, den Baumläufern. Kannst du dir vorstellen, dass wir uns nicht einfach vollfressen? Selbst dann, wenn wir eine gute Futterquelle gefunden haben? Nein, wir fressen nur soviel, wie wir zum Überleben benötigen. So zum Beispiel für eine kalte Winternacht. Denn wir müssen flink und beweglich bleiben, damit uns der Sperber weniger gut fangen kann.
Ach so, noch etwas: Wir schlafen im Winter auch mal in einer Gruppe. Ganz, ganz dicht kuscheln wir uns dann zusammen. Und in der Nacht wechseln wir durch. Die von außen dürfen dann ins Warme, also ins Innere und kuscheln.
Was wollte ich eigentlich erzählen – ach ja, unsere Brutzeit! Ja, das muss ich euch jetzt noch weiter berichten: Wir bauen, eigentlich ich allein, mein Mann schaut nur zu. Aber immerhin ist er beim Sammeln in meiner Nähe. Wir bauen ein super kuscheliges und weiches Nest. Innen mit Hunderten von kleinen Federchen, die einmal andere Vögel am Körper warm gehalten haben. Außen verflechten wir Moose und Flechten. Sieh dir mal das Bild vom Nest genau an, es ist auch super gut getarnt.
Im vorletzten Jahr ist aber trotzdem etwas passiert. Unser Platz, an dem wir unser Nest bauen, ist oft in einer Astgabel, vornehmlich in der einer Esche. Ach und die Eschen sind gerade sehr krank und sterben nur so ab. Aber das ist eine andere Geschichte. Was ist passiert? In der Dämmerung ist ein Baummarder auf unser Nest aufmerksam geworden. Oder war es doch ein Zufall? Na, auf jeden Fall hat er es ausgeraubt und hat meinen Mann auf dem Nest erwischt. Die Eier und das Nest waren futsch. Ein Vogelkundler hat am nächsten Morgen am Fuß des Eschenstammes die langen schönen Schwanzfedern gefunden. Die hat er heute noch und bewundert diese immer mal wieder.
Oh je, wie die Zeit vergeht. ich könnte euch noch so viel erzählen. Ich muss jetzt aber weiter nach Federchen für das Nest suchen.
Macht’s gut und bewegt euch auch immer schön und bleibt dabei gesund und munter.
Eure Schwanhilde,
die Schwanzmeise