Wilfried, der Wiedehopf

Wilfried, der Wiedehopf

„up, up, up – up, up, up“ – Halli, hallo, ich bin’s, Wilfried, der Wiedehopf. Du kennst mich bestimmt. Alle Kinder kennen doch den Wiedehopf. Frag mal deine Eltern, ob sie mich kennen. Und frag gleich nach, in welchem Kinderlied der Wiedehopf eine Rolle spielt.

Schon meine Rufe sind etwas Besonderes, drei dumpfe, rohrflötenähnliche „up, up, up – up, up, up“-Rufe. Das solltest du mal hören! Und mein Federkleid ist auch cool: Ich trage ein rostbraunes Federkleid, am Kopf trage ich eine gleichfarbige Federhaube, die aber schwarz-weiß endet. Übrigens, kann ich meine Federhaube bei Aufregung auch aufrichten. Dann kann ich manchen damit erschrecken.

Glaubst du mir?

Meine Flügel sind kontrastreich wieder schwarz-weiß gebändert. Meine Schwanzfedern sind auch wieder schwarz-weiß. Der Schnabel, den ich habe, ist lang und nach unten gebogen. Damit kann ich wunderbar am Boden große Insekten, wie Feld- und Maulwurfsgrillen, Käfer oder Raupen aufsammeln. Im weichen Boden stochere ich nach Engerlingen. Engerlinge sind ähnlich wie Raupen, die aber nur im Boden leben und aus welchen später Käfer schlüpfen. Zum Beispiel die Maikäfer oder Nashornkäfer. Ich bin aber nur im Frühjahr und Sommer bei euch. Den Rest des Jahres verbringe ich entweder am Mittelmeer oder in Afrika. Leider gibt es in unserer Landschaft nicht mehr viele von uns Wiedehopfen.

Am Kaiserstuhl, da wo es in Deutschland am wärmsten ist, gibt es noch einige von uns. Früher waren wir ein normaler häufiger Vogel. Aber heute sind wir sehr selten. Der Grund liegt daran, dass große Insekten überall Mangelware sind. Und es fehlt uns teilweise auch an Nistmöglichkeiten. Weißt du, wo wir unsere Eier legen und Junge ausbrüten? Sehr gerne brüten wir in Obstwiesen. Da gibt es viele alte, ja sogar uralte Obstbäume. Und diese großen Obstbäume haben Baumhöhlen. Die fehlen aber heute. Da wir nicht gerade so klein sind, wie eine Meise, brauchen wir schon große Höhlen. Aber große Höhlen locken auch Beutegreifer an. Zum Beispiel den Marder. Wir brauchen uns aber um unsere Jungvögel keine Sorgen zu machen. Die Kleinen spritzen bei Gefahr ihren Kot dem Feind entgegen. Das ist nicht nur unangenehm, sondern stinkt auch ganz furchtbar. Der Angreifer kommt dann nicht mehr wieder.

Hast du schon einmal etwas von der Klimaerwärmung gehört?

Wärmeliebende Tiere wandern immer weiter nach Norden. Der Bienenfresser, der Silberreiher und ich, der Wiedehopf gehören dazu. Vor ein paar Jahren waren wir noch seltene Vögel. Inzwischen sind wir regelmäßig zu sehen. Deswegen bauen Vogelschützer in Weinberghäuschen und in Weinbergmauern Nistkästen für uns Wiedehopfe ein. Hab ich dir schon erzählt, dass ich ein Zugvogel bin? Ja, dann lies mal, was ich im Frühjahr in Frankreich für ein Abenteuer hatte: Ich war auf der Rückreise nach Norden zu meinem Brutgebiet. In einem Weinberg hatte ein Vogelfänger Fallen aufgebaut um Vögel zu fangen. Das dürfte er gar nicht tun. Alle Vogelarten stehen unter Naturschutz.

Er tut es aber trotzdem. Weil seine Familie schon immer Vögel gefangen hat, weil er gerne einen Vogel in einem Käfig halten möchte, oder weil er die gefangenen Vögel essen möchte. Ich bin dann tatsächlich in eine solche Falle geraten. Einen halben Tag lang war ich in einem kleinen Käfig aus Eisenstäben gefangen. Am Nachmittag kamen plötzlich vier Menschen. Das waren aber keine Vogelfänger, sondern zwei Vogelschützer und zwei Männer von der Polizei. Die hatten sich dann in der Weinberghütte versteckt. Kurze Zeit später kam dann der Vogelfänger um seine Fallen zu kontrollieren. Als der Vogelfänger den Käfig mit mir drin in der Hand hatte, ging die Tür der Hütte auf und die zwei Polizisten traten heraus. Es gab ein Durcheinander und der Vogelfänger ließ meinen Käfig fallen. Es ist aber nichts passiert. Die zwei Vogelschützer haben alle Fallen eingesammelt und alle gefangenen Vögel freigelassen.

Auch mich.

Ihr glaubt gar nicht, wie froh ich war, wieder in Freiheit zu sein und frei fliegen zu können. Die Polizei hat den Vogelfänger auf frischer Tat erwischt und mitgenommen. Die Polizei durchsucht noch sein Haus und Anwesen und dann bekommt er eine hohe Geldstrafe oder muss vielleicht sogar ins Gefängnis. Ich finde das richtig und gut, was die Vogelschützer tun. Eigentlich sollten die Menschen so vernünftig sein und keine Vögel fangen. Was meinst du dazu? Schreib mir doch mal.

Viele Grüße vom befreiten Wilfried,
dem Wiedehopf

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