Zille, der Zilpzalp
Hallo liebe Freunde der Vögel, heute schreibt euch ein kleiner Piepmatz. Okay, ich bin nicht der Kleinste, aber ziemlich klein bin ich schon. Ja stimmt, der Zaunkönig, das Wintergoldhähnchen und das Sommergoldhähnchen sind noch kleiner. Dafür bin ich aber recht häufig. Mich kannst du überall sehen und hören, wo es Hecken und Büsche gibt. Sowohl bei den Häusern, als auch draußen in der Feldflur.
Hey, ach so, mein Name! Bitte entschuldige. Gestatten, ich bin Zille, der Zilpzalp. Und ich singe meinen Namen. Wie ein kleiner Hammer, der auf Metall schlägt: „zilp – zalp zilp – zalp zilp – zalp“. Das ist mein Gesang, mit dem ich im Frühjahr ein Weibchen anlocke oder andere Männchen aus meinem Revier verjage. Und mit meinem schwach ansteigendem „hüit – hüit – hüit“ Rufen halte ich Kontakt mit meinem Weibchen. Wenn du mich anschaust, ich bin klein und grün-grau oder olivgrün, je nachdem wie die Sonnenstrahlen auf mich fallen.
Wenn du auf meine Beine schaust, müssten die dunkel sein, also schwarz. Und mein Schnabel ist dünn und spitz. Na, was fresse ich? Ja, richtig, Insekten: Kleine Läuse, Spinnen oder andere winzige Krabbeltiere. Was ich dir noch unbedingt erzählen muss: Vor einigen Jahren sind alle Zilpzalps über den Winter, Richtung Süden, an das schöne warme Mittelmeer geflogen, um dort den Winter zu verbringen. Mit so kleinen Flügeln kann man eben nicht allzu weit fliegen. Kannst du dir vorstellen, dass immer mehr Zilpzalps nicht mehr weg fliegen sondern den Winter hier verbringen? Das habe ich bei einem Gespräch zwischen Vogelkundlern gehört. Vielleicht sollte ich das auch mal versuchen? Was meinst du, soll ich?
Ich hätte den Vorteil, dass ich vor den anderen hier wäre.
Dann könnte ich mir das beste und schönste Revier aussuchen. Das wär‘ doch was! Die Weibchen würden auf mich fliegen! Aber, wenn ich mir das recht überlege, was wäre denn, wenn ich zu wenig Futter fände? Oder es würde zu kalt mit frostigen Temperaturen! Könnte ich überleben? Hätte ich noch die Kraft in den Süden zu fliegen? Na ja, der Kälte könnte ich trotzen, aber wenn ich nicht genügend Futter finden würde…. Ich glaube, ich fliege doch besser in den Süden. Das ist doch sicher, oder? Aber auch da lauern Gefahren! Überall gibt es Katzen, die uns fangen. Und es gibt immer mehr Fensterscheiben, gegen die wir fliegen! Oder der Sperber, der uns fängt! Oder Vogelfänger, die uns mit verklebten Zweigen fangen. Du siehst, auch der Weg zum Mittelmeer ist nicht einfach. Eine Geschichte muss ich dir noch erzählen. Im April hatte ich endlich eine Frau gefunden. Dazu hat meine Frau ein Nest gebaut. Ein sogenanntes Backofennest. Das ist fast rund mit einem Loch an der Seite zum Rein- und Rausschlüpfen. Als Baumaterial außen, hat sie trockene Gräser und trockene Blätter verwendet. Innen hat sie Federn, Moos und feine Gräser verbaut.
Nach fünf Tagen war sie fertig. Anschließend hat sie vier weiße, glänzende, fein purpurbraun gepunktete Eier gelegt. Sie hatte das Nest, nahe am Boden an einem Eichenstamm, in jungen Trieben gebaut. In der siebten Nacht ist es dann passiert. Eine Wildsau mit ihren Ferkeln kam vorbei. Jetzt kannst du dir vorstellen, was passiert ist, oder? Nein, nicht die Schweinemama hat das Nest gefunden, sondern eines der Ferkel. Das war auch die Rettung meiner Frau. Denn das unerfahrene Ferkel fand nicht gleich das Einschlupfloch. So konnte meine Frau rechtzeitig aus dem Nest schlüpfen und sich in Sicherheit bringen. Nach dem großen Schreck haben wir nochmals ein Nest gebaut. Dann hat meine Frau sechs kleine Eier ins Nest gelegt. Und wir konnten alle sechs Junge großziehen.
Ob die alle in Richtung Süden gezogen sind? Oder ob der eine oder andere den Winter über hier bleiben wird?
So, jetzt muss ich weiter,
viele Grüße Euer
Zille, der Zilpzalp