„Nein, nein, nein!“ Heftig schüttelt Anne ihren Kopf. Die 3-Jährige zieht keine Hose an. Dir schießen eine Menge Gedanken durch den Kopf: „Heute geht gar nichts. Schon beim Anziehen. Wie soll das dann beim Frühstück werden? Ich komme schon wieder zu spät zur Arbeit.“
Ganz langsam breitet sich großer Zweifel aus. War es doch falsch, auf die Bedürfnisse deines Kindes einzugehen? Womöglich hatte die Schwiegermutter doch recht, dass es früher besser war – klar und konsequent?
Du bist gestartet mit der Idee, dass jedes Verhalten deines Kindes einen guten Grund hat. Es erfüllt ein Bedürfnis. Wenn du darauf eingehst, dann entwickelt sich eine tiefe Verbindung. Gerade jetzt, in dieser Situation scheint die Beziehung zwischen euch eher angespannt.
„Ich möchte dich motivieren, dran zu bleiben. Als Patchwork-Mutter von 6 Kindern, die mittlerweile über 16 Jahre alt sind und selbstbewusst im Leben stehen, habe ich genau diese Zweifel auch durchlebt“, sagt Jutta Büttner, Diplom-Psychologin aus Heilbronn, die folgende Gedanken an all jene richtet, die erzählen, dass es ohne Konsequenzen nicht geht:
In der Entwicklung von Kindern ist die kleine und große Rebellion gegen Eltern vorgesehen. Und das gleich zweimal. Das ist ein Hinweis, dass das ein wichtiger Entwicklungsschritt ist. Es geht um die sogenannte Trotzphase und die Pubertät. Wir Eltern und Erwachsene nennen das Verhalten so. Damit wird deutlich: Es stört uns und es kommt bei jedem Kind vor. Aus Kindersicht hat es einen guten Grund. Das Kind möchte lernen und herausfinden, was es selbst bestimmen kann. Klar, dass es die Jacke selbst anziehen möchte oder selbst bestimmen, wann es sein Zimmer aufräumt. Wenn du jetzt noch aus der Sicht deines Kindes schaust: du bist eine wirklich wichtige Person, du kannst soviel besser sprechen, deine Lebenserfahrung ist übermächtig und wenn du wolltest, bist du körperlich überlegen, trotzdem ist dein Kind bereit „Nein“ zu sagen. Wie wichtig ist dann das Bedürfnis, zu lernen und selbstständig zu werden.
„Für mich war es hilfreich, mich daran zu erinnern: Es ist eine Phase. Wenn wir als Eltern drinstecken, dann erscheint es endlos. Wir fragen uns ‚Werden wir niemals mehr pünktlich aus dem Haus kommen?‘ Doch, das wird passieren. Es ist eine Entwicklungsphase. Sie ist unvermeidlich und endlich.
Der Schlüssel ist Vertrauen. Vertraue dem Prozess. Vertraue dir selbst und deiner Intuition. Vertraue darauf, dass am Ende alles gut werden wird. Erlaube dir, Fehler zu machen und in der nächsten Situation neu zu entscheiden, wieder ins Vertrauen zu gehen“, rät die erfahrene Diplom-Psychologin abschließend.
Ein Beitrag von Jutta Büttner, Semmelweisstraße 11, Heilbronn, https://jutta-buettner.de