Mitten in den historischen Mauern des beeindruckenden UNESCO-Weltkulturerbes Kloster Maulbronn können kleine Entdeckerinnen und Entdecker seit Juni dieses Jahres auf eine spannende Zeitreise ins Mittelalter gehen. Unter dem Motto „Pssst…! Die junge Klosterwelt“ lädt das im ehemaligen Kameralamt gelegene Museum – früher Dreh- und Angelpunkt für Besitz und Finanzen – junge Besucher dazu ein, an interaktiven Stationen die Klosterluft von damals zu schnuppern.
Bevor es losgeht, lernen die Kinder fünf Guides kennen, die sie durch die Ausstellung begleiten: den strengen Abt Gottfried, den fröhlichen Laienbruder Conrad, den wissbegierigen Heinrich, der bald Novize wird, den musikalischen Chormönch Johannes sowie Gundis, die sich als Mönch ins Kloster einschlich.
Ausgestattet mit einem Novizengewand und einem individuellen Mönchsnamen, den sie aus dem sogenannten Nam-o-mat erhalten, starten die jungen Gäste ihre Entdeckungsreise im Explora-Raum. In dessen Mitte steht ein großes rundes Holzmodell, das die Klosteranlage in Miniatur zeigt – und zugleich den Tagesablauf der Chormönche veranschaulicht. Der beginnt bereits um zwei Uhr morgens mit dem ersten Gebet und gliedert sich in feste Zeiten zum Arbeiten, Beten, Essen und Ruhen. Die Kinder erfahren, dass Wasser, Mühle und Garten innerhalb der Klostermauern lagen und der Alltag im Kloster streng organisiert und arbeitsreich war.

Rund um das Modell laden liebevoll gestaltete Entdeckerbo
xen dazu ein, das klösterliche Leben spielerisch zu erkunden: Wie arbeiteten die Laienbrüder in der Backstube oder im Klosterhof? Wo aßen die Mönche? Wie verlief die Nachtruhe? Und wie beteten sie im Chorgestühl oder lauschten dem Abt im Kapitelsaal? Antworten auf all diese Fragen gibt es direkt zum Anfassen und Ausprobieren.
Ein ganz besonderes Highlight – und bei den Kindern besonders beliebt – ist die in warmen Rottönen gehaltene Werkstatt. Im Skriptorium, der mittelalterlichen Schreibstube, dürfen sie sich selbst an alten Schriften und kunstvollen Ornamenten versuchen. An einer weiteren interaktiven Station zeigt ein Puzzle anschaulich die Unterschiede zwischen gotischen und romanischen Fenstern, die anschließend beleuchtet werden können.
Auch das Spiel „Mönch, ärgere dich nicht“ sorgt für Spaß und vermittelt Wissen auf spielerische Weise. Und wer handwerkliches Geschick beweisen möchte, kann beim Bau eines mittelalterlichen Gewölbebogens selbst zum kleinen Baumeister werden.

Ein Ort zum Staunen und Innehalten: Der Raum „Ora“ in der Jungen Klosterwelt
Ruhiger und besinnlicher geht es im lindgrünen Raum „Ora“ zu. Hier dreht sich alles um Stille, Spiritualität und Reflexion im Kloster Maulbronn. Wie sah ein typisches Essen im Kloster aus? Was stand auf dem Speiseplan – und was war streng verboten?
Anhand eines liebevoll gestalteten Maultaschen-Memorys lernen die Kinder spielerisch, welche Nahrungsmittel erlaubt waren und warum bestimmte Speisen – wie etwa Fleisch – tabu waren. Dabei erfahren sie, dass die sogenannten Herrgottsbscheißerle tatsächlich von einem Zisterziensermönch aus Maulbronn kreiert wurden laut Legende. In der Mitte des Raumes lädt ein langer Holztisch dazu ein, gemeinsame Mahlzeiten beispielsweise während eines außergewöhnlichen Kindergeburtstages einzunehmen – umgeben von Geschichte und Inspiration.
Ein besonderes Erlebnis bietet das Chorgestühl am Rand des Raumes: Denn hier erklingt der eindrucksvolle Gesang der Mönche, die einst täglich bis zu elf Stunden im Chorraum verbrachten, um zu beten und zu singen. Die akustische Atmosphäre bringt den spirituellen Rhythmus des Klosterlebens eindrucksvoll näher.
Direkt angrenzend führt ein dem historischen Kreuzgang nachempfundener Bereich zu einem Ort der Ruhe. Hier können Kinder und Jugendliche im stillen Wandelgang zur Ruhe kommen und in den zahlreichen ausgelegten Büchern schmökern – vom Sachbuch über das Mittelalter bis hin zu liebevoll illustrierten Kinderbüchern über das Leben der Mönche.
Ein weiteres Highlight ist die große Kugelbahn, die auf anschauliche Weise zeigt, wie die Zisterziensermönche einst mithilfe eines ausgeklügelten Wasserleitsystems den Fluss und die Quellen rund um das Kloster nutzten – für Mensch, Tier und Gartenbau. So wird Technikgeschichte lebendig und greifbar.

Lernen durch Erleben
Mit „Pssst …! Die junge Klosterwelt“ bieten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ein innovatives, altersgerechtes Vermittlungsangebot für Kinder und Jugendliche ab etwa acht Jahren. Ziel ist es, die Geschichte des Klosters Maulbronn und die Kultur der Zisterzienser nicht nur zu erzählen, sondern erlebbar zu machen.
In stilvoll renovierten Räumen voller liebevoller Details und Mitmachstationen können junge Besucher das Leben der Mönche auf kreative, spielerische Weise entdecken. Ob beim Ausprobieren mittelalterlicher Schrift, beim Erbauen eines Gewölbebogens oder beim Lauschen der Klänge im Chorgestühl – „Die junge Klosterwelt“ bringt Geschichte zum Anfassen und Staunen.
Das Angebot kann ausschließlich im Rahmen einer Führung besucht werden – und ist ein Erlebnis, das sich niemand entgehen lassen sollte.
Infos: Kloster Maulbronn
Klosterhof 5, Maulbronn
Tel.: 070 43.92 66 10
https://www.kloster-maulbronn.de/erlebnis-kloster/junge-klosterwelt