Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen

erkennen, behandeln und bewältigen

Seelische Erkrankungen zählen heute zu den häufigsten Krankheiten von Kinder und Jugendlichen in Deutschland. Jedes fünfte Kind ist stark gefährdet oder bereits erkrankt. Experten rechnen damit, dass bis zum Jahr 2020 international die psychischen und psychosomatischen Erkrankungen im Kindesalter um mehr als 50 Prozent zunehmen.

An der Klinik für Kinder und Jugendliche am Diakonie-Klinikum Schwäbisch Hall gibt es seit vielen Jahren eine psychosomatische Abteilung mit einem Team aus spezialisierten Ärzten, Therapeuten, Pädagogen und Pflegefachkräften. Seelische Störungen betreffen das Denken, Fühlen und Handeln. Grundsätzlich ist dies bei allen Menschen individuell veranlagt.

In der Kindheit und der Jugend sind diese Unterschiede jedoch besonders deutlich ausgeprägt, darüber hinaus beeinflusst Alter und Entwicklungsstand der Kinder ihr Verhalten. Deshalb sind psychische Störungen nicht leicht zu erkennen, weder für die Betroffenen noch für Außenstehende. Gefühle von Angst, Traurigkeit und Leere oder auch innere Unruhe, Konzentrationsstörungen, Aggressionen oder psychosomatische Symptome, wie Kopfschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden können mögliche Zeichen dafür sein.

Hierzu zählen verschiedene Problembereiche:

• Emotionale Probleme, wie Ängste, depressive Symptome, Essstörungen und der Ausdruck von emotionalen Problemen durch körperliche Symptome wie z.B. Bauch- oder Kopfschmerzen.
• Verhaltensauffälligkeiten im Sinne von abweichendem und insbesondere auch aggressivem Sozialverhalten gegenüber anderen in Form von Prügeln, Wutausbrüchen, Ungehorsam, Lügen und Stehlen oder eine hyperaktive Störung, die gekennzeichnet ist durch situationsübergreifende ausgeprägte motorische Unruhe, Ablenkbarkeit, Impulsivität und unüberlegte Handlungen.
• Soziale Probleme, wie z.B. Probleme mit Gleichaltrigen, Kontaktschwierigkeiten, d.h. von anderen isoliert sein, keinen guten Freund haben, nicht beliebt sein, gehänselt werden oder besser mit Erwachsenen als mit Gleichaltrigen auskommen.

Früherkennung von seelischen Störungen und Erkrankungen

All die unterschiedlichen seelischen Störungen und Erkrankungen können, wenn sie rechtzeitig erkannt werden, gut behandelt werden. Sie sollten möglichst frühzeitig wahrgenommen werden, um darauf angemessen zu reagieren und nicht erst dann, wenn es schon fast zu spät ist. Die Entstehung der meisten psychischen Störungen ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig, die in Wechselwirkung zueinander stehen können. Grundsätzlich kann eine psychische Störung jeden treffen.

Es gibt jedoch eine Reihe sowohl von Risiko-, als auch von Schutzfaktoren (Ressourcen), die das Auftreten einer seelischen Störung begünstigen oder aber die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Auftreten erhöhen können. Deshalb ist in einem ganzheitlichen Behandlungskonzept die Suche nach Schutzfaktoren und die Stärkung der eigenen seelischen Widerstandsfähigkeit und Gesunderhaltungskräfte ein zentrales Behandlungsprinzip unserer Psychosomatik (Salutogenese, die Lehre der Gesunderhaltung). In der Kinderpsychosomatik am Diak arbeiten unterschiedliche Berufsgruppen wie Kinderärzte, Kinderund Jugendpsychiaterin, Sozialpädagogen, Kinder- und Jugendpsychotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Physiotherapeuten, Erzieherinnen, Lehrerinnen, Kindergesundheitspflege, Musik-, Tanz- und Kunsttherapeuten in einem Team eng zusammen.

Diagnostisches und therapeutisches Wissen optimal nutzen

So können diagnostisches und therapeutisches Wissen für jedes Kind optimal genutzt und in einem ganzheitlichen Ansatz koordiniert werden. Neben der Familie besteht die Möglichkeit – wenn nötig oder gewünscht – auch der Kindergarten, die Schule oder der Ausbildungsbetrieb in den Untersuchungs- und Therapieprozess mit einzubeziehen.

Ein Beitrag von Daniel Buchzik, Facharzt für Kinder-und Jugendmedizin, Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendliche, Abteilung Psychosomatik und Sozialpädiatrie am Diakonie-Klinikum Schwäbisch Hall