Der Februar ist die Zeit des Wilden. Februar kommt vom lateinischen februare = reinigen. Früher glaubte man, dass hier noch einmal die weiblichen Naturkräfte durch das Land ziehen, um es fruchtbar werden zu lassen. Stürme, Hochwasser und noch einmal knackig kaltes Wetter kommt in dieser Zeit vor.
Früher wurden im Monat Februar die neuen Besen zum Kehraus gebunden, welche immer aus einem Haselstock und Birkenreisig bestanden. Beides Symbole für den Frühling und ihrer magischen Kräfte – insbesondere die Birke.
Die Birke war nach der Eiszeit einer unserer ersten Bäume, daher wurde sie hoch geschätzt und geehrt. Selbst die bekannteste Gletschermumie, Ötzi, trug einen Birkenbecher bei sich, die Pfeilspitzen wurden mit Birkenpech auf den Pfeilschaft befestigt und er trug einen Pilz namens Birkenporling bei sich. Ob er den Birkenbecher nutzte, da er leicht, antibakteriell oder einfach durch die harzähnliche Substanz, das Betulin, wasserabweisend war, werden wir wohl nie erfahren. Fakt ist, dass auf Grund dieser Eigenschaften noch immer in manchen Gebieten Behältnisse aus der weißen Birkenrinde hergestellt werden. Das nicht so einfach herzustellende Birkenpech wurde sogar auf archäologische Funde mit 200.000 Jahre vor unserer heutigen Zeit als eine Art Steinzeitkleber gefunden. Eine wortwörtlich beachtlich lange Verbindung.
Die Germanen und Keltenvölker ordneten den Baum der weiblichen Kraft zu – im Baumkult die Göttinnen Freya und Birgid. Sie war auch bei den Keltenvölkern das Symbol des erwachenden Frühlings, des Festes Imbolc mit seiner Qualität der Energie des Durchbruchs und fruchtbaren Neuanfangs.
Die Birke wirkt durch ihre leichte Gestalt wie eine filigrane Tänzerin, welche sich elegant im Wind bewegt. Diese leichte Bewegungsfreude wurde in Babywiegen umgestaltet, welche bis ins letzte Jahrhundert hauptsächlich aus Birkenholz hergestellt wurden. Wer dagegen rheumatische Bewegungsprobleme hat, kann sich nach volkskundlichen Überlieferungen durch die Knospen und/oder ganz jungen Blatttrieben behelfen. In Lappland würden sich heute noch manche rheumageplagten Menschen in ein Bettlaken mit frischen Birkenblättertrieben einhüllen und darin schlafen.
Doch man unterscheidet streng zwischen der Hängebirke (Betula pendula) und der Moorbirke (Betula pubescens). Ein äußeres Unterscheidungsmerkmal: Während die Hängebirke ihren Namen auf Grund der herabhängenden Äste hat, stehen die Äste der Moorbirke. Letztere wird volksheilkundlich bei Knochenproblemen genützt.
Nicht nur Pfarrer Sebastian Kneipp sah in dem Baum mit der weißen Borke den Zusammenhang von Wasser, Rheuma, Gicht und Nierenleiden. (K)ein Wunder, denn die jungen Triebblätter sind volksheilkundlich durchspülend und blutreinigend. Neben der harntreibenden Wirkstoffe hat die Birke auch Flavonoide, welche sogar entzündungshemmend und keimreduzierend sind. Nach alter Überlieferung der Großmütter optimal für eine entschlackende Frühjahrskur bzw. beim Fasten unterstützend. Die frischen jungen Blätter enthalten sogar einen leichten Schmerzstiller, die sogenannte Salizylsäure. Hildegard von Bingen ging zusätzlich so manchen Hautproblemen mit der Birke zu Leibe (auch in Form von Räucherungen). Maria Treben schwörte auf das Birkenhaarwasser, welches auf der Kopfhaut einmassiert, bis ins hohe Alter volles und glänzendes Haar garantieren würde.
Im Frühling fließt in den Birken der Saftstrom mit dem sogenannten Birkenwasser. Dieses hat neben dem süßen Geschmack noch viele wertvolle Inhaltsstoffe, wie z.B. Aminosäuren, Mineralien, Antioxydanzien und Vitamine. Doch sollten nur Könner diesen Saft „anzapfen“, da die Birke ansonsten aus der Wunde zu viel Wasser verlieren kann.
In Finnland wird aus Birkenknospen eine leckere Sauce zu Fisch und Fleisch serviert. Dabei wird 1 Esslöffel Birkenknospen mit 100 ml heißer Gemüsebrühe, 1 EL Honig und 200 g Frischkäse mit einem Stabmixer püriert. Man könnte die Verbindung der Birke und Mensch noch unzählig weiter führen: Maibaum, Richtbaum bei Neubauten, Heil- und Ritualbaum… es gibt noch so vieles zu erzählen.
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