Selbstbewusst klatscht die kleine Casey in die Hände und schon setzt sich der Haflinger Ronja gemütlich in Bewegung. Ein Lächeln geht über das Gesicht der Dreijährigen, die aufrecht und voller Stolz auf dem Rücken des Pferdes sitzt, hat sie es doch geschafft, das Tier in Bewegung zu bringen.
Bevor es so weit ist, begrüßt sie Ronja und führt sie mutig mit Unterstützung der Reittherapeutin Anja Smith am Seil. Denn die Bodenarbeit steht am Anfang jeder Therapiestunde.„Jede Therapiestunde beginnt mit Bodenarbeit, bei der die Kinder sich im Umgang mit dem Pferd kennenlernen.
Sie erleben ihre Selbstwirksamkeit und stärken ihr Selbstvertrauen“ ,
erklärt die zertifizierte Reittherapeutin, die seit August letzten Jahres das therapeutische Reiten in Bad Wimpfen-Hohenstadt anbietet und seither viele positive Rückmeldungen verzeichnen kann. Stolz berichtet die Therapeutin, die über lange Zeit als Pädagogin zahlreiche Erfahrungen sammeln konnte im Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen, von einem Jungen, der seit Längerem ihre Reittherapiestunden besucht. „Als er zu mir kam, hatte er bereits als Mobbingopfer die 4. Schule hinter sich.
Durch das therapeutische Reiten und vor allem auch die Bodenarbeit mit dem Pferd hat er unglaublich viel Selbstbewusstsein gewonnen und gelernt, sich in der Schule mutig gegen seine Klassenkameraden zu behaupten“, freut sich Anja Smith, die darauf hinweist, wie wichtig der Kontakt zwischen Mensch und Tier ist, der sich durch die Arbeit am Boden zu Beginn entwickelt. „Es geht nicht alleine darum, dass das Pferd mir folgt, weil ich es am Seil führe. Es kann mir auch gelingen, dass es mir ohne Seil folgt und es wird außerdem erarbeitet, das Pferd auch einmal wegzuschicken – was den Kindern und Jugendlichen oft nicht einfach fällt! Wenn es den Kindern gelingt, sich aufzurichten und ein Pferd auf Distanz zu bringen, wachsen sie und gewinnen unendlich an Selbstvertrauen“, erklärt die Therapeutin, die sich für jedes Kind viel Zeit nimmt, um es dort abzuholen, wo es steht. Für Casey hat sie an diesem Nachmittag bunte Blecheimer mit Tiersymbolen am Gatter befestigt, in die das zarte Mädchen die passenden Tiere platzieren darf. „Casey, wohin kommt der Bär? Ist das der richtige Eimer?“ fragt sie die Dreijährige, die daraufhin verneint und in die Hände klatscht. Denn das ist das Zeichen für Sanfte Pferdeseelen helfen heilen „Weiter“.
Casey ist in ihrer Entwicklung verzögert, daher kann sie sich nur durch wenige Worte verbal ausdrücken. Durch Handbewegung macht sie klar, was sie möchte. Und wenn es eben weiter gehen soll, klatscht sie selbstbewusst in ihre kleinen Händchen und strahlt. Die Mutter sitzt auf der Bank und lächelt selig. „Seit meine Tochter die Reittherapie besucht, hat sie Riesenfortschritte gemacht. Bereits nach der 4. Reitstunde konnte meine Tochter eigenständig laufen. Außerdem profitiert sie davon, dass sie selbstbestimmt handeln kann, was ja häufig bei Therapien nicht gegeben ist ,“ so die junge Mutter, die allwöchentlich 30 km Anfahrt nach Hohenstadt in Kauf nimmt, da sie merkt, wie gut es ihrer Tochter tut. „Wenn ich Casey sage, wir gehen jetzt zum Reiten, freut sie sich und deutet auf ihren Kopf. Den Helm nicht vergessen!“ Nachdem jetzt Casey alle Tiere richtig verteilt hat, darf sie diese in der nächsten Runde wieder einsammeln und vor sich auf den Pferderücken setzen. Danach werden Hütchen aufgestellt, zwischen denen Ronja geschickt durchläuft. Casey gluckst vor Freude beim Zickzacklauf und kann gar nicht genug kriegen. Ganz nebenbei und spielerisch lässt die erfahrene Pädagogin logopädische Sprachübungen mit einfließen.
„Wenn ich sehe, wie viel Fortschritte Casey in den letzten Monaten gemacht hat, bin ich selbst ganz begeistert!
Sie hält sich eigenständig auf dem Rücken des Pferdes und wenn sie mal schräg sitzt, korrigiert sie das selbst. Das ist eine enorme Leistung für ein dreijähriges Kind mit Entwicklungsverzögerungen, auch im körperlichen Bereich“, freut sich die Therapeutin, die mit viel Liebe und Einfühlungsvermögen auf ihre kleinen und großen Reiter eingeht. „Anfangs war Casey sehr unruhig und ich musste sie durch Singen und gut Zureden bei Laune halten. Jetzt ist das nicht mehr nötig. Sie genießt die gleichmäßige Bewegung und den Kontakt zum Pferd!“, so Anja Smith, deren Reittherapie sich sowohl für Kinder und Jugendliche mit körperlichen, seelischen und sozialen Beeinträchtigungen oder Behinderungen eignet, wie auch bei der Überwindung von Ängsten und Phobien positiv unterstützen kann.
Infos:
Anja Smith, Färbers 14/1, 74206 Bad Wimpfen-Hohenstadt, Tel. 07063/933957, mobil 0176/38783104, reittherapie -smith. jimdo