Großmutters Bratapfelspeise war der kulinarische Supergau. Wie sie es genau angestellt hat, aus einem Bratapfel eine solche Begehrlichkeit zu machen, hat sie uns nie verraten, weder ihren Kindern noch ihren En-kelkindern. Vielleicht auch deswe-gen, weil keiner danach gefragt hat.
Trotzdem hatte ich als kleiner Bub die Gelegenheit, einige Grundele-mente dieser leckeren Nachspeise zu speichern.
Dass sie jedesmal etwas anders schmeckte, lag an den Äpfeln, die sie dazu verwendete. Da waren erst mal die verschiedenen Apfelsorten, süss und säuerliche Sorten: Bretta-cher, eher etwas dumpf im Ge-schmack, Jakob-Fischer, der frühe Herbstapfel, die Goldparmäne oder die Champagner-Renette mit ihrem schneeweißen Fruchtfleisch. Die Vorgehensweise habe ich noch intus aber weniger die Feinheiten. Da wurden erst mal entkernte Äpfel mit der Schale auf einem Blech in den Backofen geschoben. Nein, die Äpfel wurden nicht geschält und vielleicht war das Braten in der Schale das eigentliche Geheimnis von diesem wunderbaren Geschmackserlebnis.
Der warme Apfel wurde sofort durch ein Sieb gestrichen und dickes Apfelmus war das Ergebnis. Vielleicht war es auch der Vanille-zucker, der noch dazu kam oder ganz einfach die geniale
ganz einfach die geniale Kombination von geschlagener Sahne, Vanillezucker, einer winzigen Prise Zimt und dem Apfelbrei. Die Sahne kam nicht aus der Flasche oder Becher, nein, es war das Ergebnis
von einer Woche entrahmter Milch, im Kühlschrank aufbewahrt und dann aufgeschlagen. Wie auch immer, ich hatte diesen wunder-baren Nachtisch vergessen und mich erst wieder nach vielen Jah-ren im Berufsstand daran erinnert.
Seither ist die Bratapfelspeise ein fester Teil im Angebot meiner Nachspeisen.
Das moderne Rezept hab ich nicht wesentlich verändert: den Bratapfel mache ich aus geschälten Äpfeln, spart etwas Zeit und das Durch-drücken durch ein Haarsieb. Damit bekommen man Jung und Alt an den Tisch!!
Zubereitung:
Geviertelte Äpfel und Vanilleschote in eine feuerfeste Form geben, etwas Apfelsaft darüber geben, mit etwas Rohrzucker bestreuen und ab in den vorgeheizten Ofen bei 230°. So lange im Ofen lassen bis die Äpfel moussieren und eine bräun-liche Kruste bekommen. Heraus-nehmen, abkühlen lassen und im Mixer pürieren. Vanilleschote auf-schlitzen, Mark herausschaben und zum Apfelmus geben. Sahne mit etwas Rohrzucker cremig schlagen, unter den Apfelmus heben, in Gläser füllen und ca 1 Stunde kühl stellen. Walnusskerne in einer Pfanne anrös-ten und die Apfelspeise damit dekorieren.
Guten Appetit!
Euer Roy Kieferle