Brandy, der Brachvogel

Hallo liebe Freunde,

ich finde es toll, dass ihr diese Geschichte lest. Ach so, ich muss mich noch bekannt machen. Mein Name ist Brandy. Brandy, der Brachvogel. Vielleicht hast du den Vogelnamen noch nie gehört? Dann wirst du jetzt einen Brachvogel mal richtig kennenlernen. Die Vogelkundler sehen mich in der Gruppe der Limikolen. Man sagt aber auch, ich gehöre zur Gruppe der Wasser- oder Watvögel. Unsere Besonderheit sind unsere langen Schnäbel und die langen Beine.

Dabei ist mein Schnabel nicht nur lang, sondern auch stark nach unten gebogen. So kann ich leicht in der Wiese Insekten einsammeln oder im feuchten Schlamm stochern. Tja, hast du es bemerkt? Im Winter ist hier schlecht stochern. Es ist kalt und gefroren. Deshalb fliegen wir Brachvögel auf den afrikanischen Kontinent. Ins warme Marokko, um es genau zu sagen. Dort haben wir schon mehrmals den Winter erfolgreich verbracht.

Es war zwar weit und beschwerlich über das Meer zu fliegen, aber es gibt dort reichlich Futter. Und jetzt stell dir vor, seit drei Jahren überwintere ich, zusammen mit einigen Hundert anderen Brachvögeln, am Bodensee. Ja, am Bodensee! Weshalb, fragst du dich? Es ist nicht so weit und nicht so beschwerlich. Die Winter sind inzwischen oft mild mit wenig Frost. Ideal für uns. Dann sind wir schneller in unserem Brutrevier. Du musst wissen, dass wir im April in großen weiten Wiesenflächen brüten und unser Nest mit vier Eiern am Boden bauen. Die Wiesen sollten möglichst wenig Bäume und Gebüsche haben.

Wir Brachvögel möchten weit sehen können. Damit wir Feinde wie den Fuchs, die Krähen oder auch Greifvögel frühzeitig erkennen können. Wir haben aber noch größere Probleme. Zum Beispiel die Landwirtschaft. Viele Wiesenflächen werden im April geschleppt. Dabei fährt der Schlepper mit einer Stahlmatte über die Wiesen, um die Erdhügel von Maulwurf und Mäusen eben zu machen.

Viele Wiesen werden gedüngt und dann wird uns das Gras zu dicht. Viele Wiesen werden schon im April gemäht und so werden unsere Eier überfahren oder kaputt gemacht. Von den inzwischen vielen fehlenden Blumen und den dazugehörenden Insekten, Schmetterlingen auf der Wiese mal ganz zu schweigen. In unserem schönen Baden-Württemberg brüten noch etwa 13 Brutpaare. Alle in der Rheinebene.

Weißt Du, was ich den letzten zwei Wochen erlebt habe? Ich hab mit meiner Partnerin auf einer Wiese in den Guggelheimer Riedwiesen unser Nest gebaut. Wir brüten jetzt schon zum dritten Mal hier. Zwei Tage lang ist so ein Vogelkundler mit Fernglas um uns herumgeschlichen. Aber immer so weit weg, dass wir uns daran nicht gestört haben. Am sechsten Tag kam er nochmals und hat uns doch gestört! Er hat unser Nest gesucht, die Größe und das Gewicht der Eier notiert. Anschließend hat er einen Weidezaun für Schafe um unser Nest aufgebaut und den Zaun unter Strom gesetzt. Das ging alles ganz schnell.

Dann hat uns der Vogelkundler in Ruhe gelassen. Nach 15 Tagen kam dann ein kleiner Trupp von Naturschützern. Die haben einen weiteren Weidezaun mit großem Abstand zum Nest aufgestellt. Und wieder unter Strom gesetzt. Die Zäune sind gegen den Fuchs, der würde sonst das Nest finden und die Eier fressen. Es gibt wieder viele Füchse, weil man die Füchse gegen die Tollwut geimpft hat. Jetzt sterben weniger Füchse.

Die suchen dafür in der Nacht Mäuse und andere Tiere. Und eben die Eier von uns Bodenbrütern. Hast du gewusst, dass wenn unsere kleinen Brachvögel geschlüpft sind, sie gleich loslaufen und selber Nahrung aufnehmen können? Das nennt der Vogelkundler „Nestflüchter“. Die Vögel, die im Nest sitzen bleiben nennt man „Nesthocker“. Weil jetzt noch viel mehr von der Wiese eingezäunt ist, haben die kleinen Brachvögel eine größere Chance groß zu werden.

Zum großen Glück blieb es in der Zeit des Brutgeschäftes warm und es regnete wenig. So hatten wir kein Problem mit Nässe und Kälte. Schlechtes Wetter kann uns nämlich ebenfalls großen Schaden zufügen. Eines muss ich dir noch erzählen: Die Wiesen, auf denen wir jetzt brüten sind keine normalen Wiesen. Die werden nicht gedüngt, später gemäht und es hat noch Insekten und Schmetterlinge.

Jetzt da oben, fliegt eine Rabenkrähe, ich muss hoch und den Rabenvogel aus dem Nestbereich verjagen. Dabei mach ich kleine Sturzflüge, um den Vogel abzulenken. Also, dann machts gut – mit einem Gruß Euer Brandy, der Brachvogel

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