„Weil Natur für Kinder eben nicht einfach eine nette Ergänzung zum Alltag ist. Weil sie mehr ist als ein Erholungsraum, mehr als ein Ort um seine Batterien aufzuladen oder sich auszutoben. Natur ist für Kinder so essenziell wie gute Ernährung. Sie ist ihr angestammter Entwicklungsraum.
Hier stoßen die Kinder auf vier, für ihre Entwicklung unverhandelbare, Quellen: Freiheit, Unmittelbarkeit, Widerständigkeit, Bezogenheit. Aus diesen Erfahrungen bauen sie das Fundament, das ihr Leben trägt.“ (Herbert Renz-Polster & Gerald Hüther)Dieses Credo haben sich 6 Familien aus dem Raum Heilbronn zu Herzen genommen und sich auf die Suche begeben: Auf die Suche nach einer zukunftsfähigen Pädagogik, die die Prinzipien des Lernens mit und in der Natur berücksichtigt und sich an den Lernbedürfnissen der Kinder orientiert.
Dass Lernen durch Spielen in der Na-tur funktioniert, erleben die Eltern durch ihre Kinder, die allesamt den Waldkindergarten in Nordhausen besuchen. Begeistert von diesem Konzept, gründeten sie 2015 den Gründerverein zur Erschaffung einer frei-en Schule mit naturpädagogischer Ausrichtung, die die Fortführung dieses Grundgedankens weiter verfolgen soll: Die „Freie Schule für Mehr…“ wurde geboren.
Durch die Schule sollen Kinder und Jugendliche zu selbstbewussten, selbstständigen und verantwortlichen Erwachsenen heranwachsen. Dies sei nur möglich „durch eigenes Tun und durch eigene Erfahrungen im sozialen Miteinander einer Gemeinschaft, sowie durch die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen.“ So die Meinung der Gründungsmitglieder. Sie sind überzeugt von dem gemeinsamen Konzept: „Neben den positiven Auswirkungen der Natur auf die Gesundheit, ist uns vor allem auch die Verbundenheit der Kinder mit der Natur als Grundstein für einen nachhaltigen Umgang wichtig. Wir sehen an unseren eigenen Kindern im Waldkindergarten, wie sie die Freiheit in der Natur genießen, anstatt in einem Raum begrenzt zu sein. Diese Begeisterung spüren wir deutlich. Die Begeisterung, Entdecker sein zu können und der eigenen Fantasie mit allen Sinnen freien Lauf zu lassen.“
Eine Schule zu gründen ist ein ehrgeiziges Vorhaben, bis zur Eröffnung der Schule ist es ein weiter Weg. Viele Aufgaben müssen parallel erledigt werden. Hierzu ist es notwendig, dass die Gründungsmitglieder an einem Strang ziehen und eine klare Vorstellung darüber haben, wie die spätere Schule im Alltag aussehen soll. Unabdingbar ist daher die Erstellung einer Schulkonzeption, die vom Regierungspräsidium genehmigt werden muss. Vorstandsmitglied Stephanie Lauppe kann sich noch gut erinnern: „Bis zur Fertigstellung der Konzeption hatten wir uns die Nächte mit dem Bildungsplan und unzähligen Gesetzestexten um die Ohren geschlagen. Da war kein Raum mehr für Freizeit“, lacht die zweifache Mutter. Zeit zum Ausruhen bleibt aber auch weiterhin keine, denn bis zur Genehmigung stehen weitere, wichtige Aufgaben an. Oberste Priorität hat aktuell die Suche nach einem geeigneten Standort. Dies zeigt sich als schwieriges Unterfangen, da die Vorstellungen der Gründer mit den gesetzlichen Vorgaben in Einklang gebracht werden müssen. Zudem muss das Objekt oder das Grundstück auch dem Anspruch von Natur gerecht werden. Alle Kräfte der Gruppe werden mobilisiert: „Für jeden Hinweis von außen sind wir dankbar.“
Eine weitere Herausforderung besteht in der Suche nach Lehrern. Zum Start sucht die Gruppe noch nach einer Schulleitung sowie generell nach Lehrern mit 2. Staatsexamen. Um Lehrkräfte, Miete und Lehrmittel finanzieren zu können, ist die Gründungsinitiative darüber hinaus auf Spenden und Investoren angewiesen, da die Schule erst nach 3 Jahren vom Staat finanzielle Unterstützung erhält. “Solche hohen Kosten können wir nicht alleine tragen und sind auf Unterstützung von außen angewiesen”, erklärt Vereinsvorstand Sebastian Rücker. “Jetzt bräuchten wir nur noch jemand, der genau solch ein Projekt wie unseres sucht und darin investieren möchte”, meint der Maschinenbauingenieur mit einem Augenzwinkern.
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